Mitten in Karlsfeld:Kopf an Kopf für die Ewigkeit

In den Rathäusern reihen sich an den Wänden die Konterfeis der bisherigen Bürgermeister. In Karlsfeld ist das anders

Kolumne von Christiane Bracht

Ehre, wem Ehre gebührt, heißt es immer. Und so feiert Hollywood jedes Jahr seine Stars, verteilt mit viel Glanz und Gloria Oscars an die Filmschaffenden oder poliert die Hall of Fame auf, indem gelegentlich ein neuer Stern auf dem Trottoir zu funkeln beginnt. Immer schaut die Welt gebannt hin, fiebert mit und redet viel darüber. Auszeichnungen sind eben etwas Besonderes. Und wer sehnt sich nicht nach Anerkennung? Speziell wenn sie für die Ewigkeit zu sein scheint? Konterfeis oder Gedenktafeln, die noch Generationen später an die Stars von heute oder auch die Herrscher von gestern erinnern, das hat Tradition. Man denke nur an die stolzen Ahnengalerien in den Schlössern. Ganz so einschüchternd und glamourös präsentieren sich moderne Politiker nicht. Eine gewisse Nüchternheit hat sich eben breit gemacht. Doch eins ist geblieben: Die Konterfeis werden noch immer an prominenter Stelle präsentiert.

Und so reiht sich in den Rathäusern Bürgermeister- an Bürgermeisterkopf: Der eine mit Brille, der andere mit Glatze, ein dritter mit Rauschebart und strengem Blick. Schön sind sie alle nicht, aber dafür gleich groß - der Gerechtigkeit wegen. Kaum eine Behörde verzichtet darauf. Es ist schließlich eine Frage der Ehre und des Anstands, aber auch der Hoffnung. Denn nur wer seine Vorgänger an der Wand duldet, kann auf das eigene Porträt hoffen. In Karlsfeld ist das anders: Vergangenheit scheint hier keine Rolle zu spielen. Vielleicht weil die Gemeinde noch so jung ist. Vielleicht weil jetzt die CSU regiert und nicht an die mächtigen Sozialdemokraten von damals erinnert werden will. Nicht mal auf der Homepage gibt es einen Hinweis auf die vorangegangenen Rathauschefs. Vizebürgermeister Stefan Handl (CSU) will das nun ändern.

Er wünscht sich heuer ein kleines Fest, denn Karlsfeld wurde vor 80 Jahren eigenständig. Außerdem könnte man etwas "Bleibendes schaffen", schlägt Handl vor. "Mir gehen die Porträtbilder der Bürgermeister im Karlsfelder Rathaus ab." Die Kollegen schauen ihn irritiert an. Doch er fährt unbeirrt fort - etwas leiser allerdings: "Und vielleicht eine kleine Gedenktafel für den zweiten Bürgermeister - und seine Amtsvorgänger."

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