Mitten in Indersdorf:Der Weg ist das Ziel

Mitten in Indersdorf: Greta Fischer kümmerte sich nach dem Zweiten Weltkrieg um die verwaisten Kinder im Kloster Indersdorf.

Greta Fischer kümmerte sich nach dem Zweiten Weltkrieg um die verwaisten Kinder im Kloster Indersdorf.

(Foto: Toni Heigl)

Mehr Straßen werden in Bayern nach Blumen und Bäumen als nach bedeutenden Frauen der Geschichte benannt - in der Indersdorfer Marktgemeinde ändert sich das jetzt: Immerhin wird ein Verkehrsweg künftig den Namen der großartigen Greta Fischer tragen, die nach dem Krieg verwaisten Kindern eine Zukunft gab

Glosse von Jacqueline Lang

Ohne nachgezählt zu haben, kann man sich wohl relativ sicher sein, dass in Markt Indersdorf nur wenige Straßen nach Frauen benannt sind. Das ist keine Besonderheit der Marktgemeinde, das ist bundesweit so. Als Faustregel kann man sagen: Mehr Straßen sind nach Blumen und Bäumen benannt als nach bedeutenden weiblichen Persönlichkeiten der Geschichte. Doch, und auch das soll nicht verschwiegen werden: Es tut sich was. Werden heute neue Straßennamen vergeben oder gar Straßen umbenannt, wird im Zweifelsfall auch eine Frau ins Rennen geschickt. So jüngst geschehen in Markt Indersdorf.

Die Heimatforscherin Anna Andlauer, die sich durch ihr unermüdliches Engagement für die Erinnerungskultur und Völkerverständigung wohl bald selbst eine Straße verdient hat, beantragte in einem Schreiben von Anfang Juni, den Bereich zwischen Maroldstraße und Wasserturm in den "Greta-Fischer-Weg" umzubenennen. Zur Begründung heißt es: 2019 habe man Fischer, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg beispiellos für die überlebenden Kinder im Kloster Indersdorf einsetzte, posthum zur Ehrenbürgerin der Marktgemeinde ernannt. Die neu entstehenden Stichstraßen unterhalb des Wasserturms und der Weg von der Maroldstraße bis zum Wasserturm seien "ein idealer Ort", Greta Fischer nun auch mit einem Wegenamen zu ehren.

"Am Wasserturm trafen sich in der Nachkriegszeit die jugendlichen Überlebenden aus dem Kloster Indersdorf; die dort soeben errichteten Informationstafeln zum ,Weg des Erinnerns' vermitteln einen Eindruck vom Wirken Greta Fischers für diese Überlebenden in Indersdorf", schreibt Andlauer. Und tatsächlich bedarf es dieses Mal offensichtlich keiner langen Diskussion, alle Indersdorfer Gemeinderätinnen und Gemeinderäte stimmen für die Umbenennung. Bürgermeister Franz Obesser (CSU) sagt gar, man sei froh über den Antrag und dass auch die Anlieger positiv der Straßenbenennung gegenüber stünden. Aber mal ehrlich: Die Argumentation Andlauers lässt auch wenig anderes zu.

Doch Moment. Eine kleine Anmerkung hat Bürgermeister Obesser dann nämlich doch noch: Laut Sitzungsvorlage sollen die Hausnummern 31, 33a und b, 37a und 37b der Maroldstraße nämlich in Greta-Fischer-Weg 1, 3, 5 und 2. umbenannt werden - und zwar genau in dieser Reihenfolge, also kreuz und quer. Obesser schlägt stattdessen die geraden Zahlen 2, 4, 6 und 8 vor. Das Argument: so findet man die richtige Adresse leichter. Aber egal, ob nun ungerade Hausnummer oder nicht, entscheidend ist, doch letztlich nur eines: Dass der Name Greta Fischers, der "Mutter der Sozialarbeit", wie sie in Israel genannt wird, und die zeitweise in Indersdorf gelebt und gewirkt hat, nun endlich auch im Straßenbild verewigt ist. Auch wenn sie sicherlich eine lange Straße verdient hätte.

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