Mitten in Hirtlbach:Die Kühe werden es schon richten

Auf einer Fläche ersetzt der Landkreis Maschinenkraft und Chemie durch Kühe. So könnte wieder eine Wiese entstehen, die vielen Arten eine Zuflucht bietet, darunter auch dem gefährdeten Kiebitz. Vierbeiner sind die besseren Naturschützer

Kolumne von Helmut Zeller

Für frustrierte Natur- und Tierfreunde, die außer den lästigen Mücken keiner Fliege etwas zu Leide tun würden, ist das einmal eine schöne Nachricht - und sie kommt aus dem Landratsamt Dachau. Kühe statt Maschinen und Chemie, lautet, kurz gesagt, der Plan. Anstatt Wiesen mit menschlicher Hand, Spritzmitteln und Maschinen zu bearbeiten, setzt der Landkreis bei einer neuen Landkreisfläche nun auf Kühe. Ein Experiment natürlich, aber eines, das hoffen lässt. Am Rathausberg in Dachau etwa weiden schon seit mehreren Jahren Ziegen, am Rodelberg sind Schafe im Einsatz - es gibt also durchaus positive Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit tierischen Kräften.

Auf einer etwa 2,4 Hektar großen Fläche bei Hirtlbach sind zwölf Kühe beheimatet. Sie gehören einem Biohof aus Eisenhofen und befinden sich im Moment im Trockenstadium. Das bedeutet: Die Kühe sind hochträchtig und werden ab einem Zeitraum von acht Wochen vor der Geburt nicht mehr gemolken. So hilft das Fleckvieh, die von Ampfer überwucherte Wiese in eine höherwertige Fläche umzuwandeln. Denn die Kühe fressen den schwer zu entfernenden Ampfer ab - und zwar genau da, wo er am effektivsten bekämpft werden kann: ganz kurz über dem Boden. Der Ampfer hat tiefe und weit verzweigte Wurzeln und treibt schnell immer wieder aus. Deswegen muss er kontinuierlich ganz kurz abgefressen werden. Dann stirbt die Wurzel langsam ab.

So soll eine artenreiche Wiese für Tiere und Pflanzen entstehen. Niedermoorböden bieten vielen Arten ein Zuhause, jede Menge Bienen, Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten wohnen dort, wie Beate Wild von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt erklärt. Diese ziehen wiederum Vögel an - und vielleicht sogar den gefährdeten Kiebitz. Und genau daran arbeiten die Kühe - nachdem der Mensch im Naturschutz so erfolgreich nicht ist.

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