Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Region:Expeditionen ins Tierreich

"Fundvogel" und "Stachelritter" - zwei neue Tierarten sind in den Landkreis eingewandert und gesellen sich zu den vielen Tieren mit Migrationshintergrund

Glosse von Iris Hilberth

Es gibt ja inzwischen hier allerlei Getier, das ursprünglich gar nicht aus diesen Breiten stammt. Die Viecher sind irgendwann von irgendwoher eingewandert. Mindestens 1100 solcher Tiere mit Migrationshintergrund listen Wissenschaftler mittlerweile auf, darunter alleine 33 Ringelwürmer und 54 Knochenfische. Ob vielleicht sogar der Gürtelmull dazugehört, kann keiner so genau sagen, denn über den ist wenig bekannt, auch weil er hauptsächlich unter der Erde lebt. Aber das Ostasiatische Wasserreh-Männchen mit den vampirartigen Fangzähnen wurde hierzulande definitiv noch nicht gesichtet. Dafür aber die Chinesische Wollhandkrabbe und der Große Höckerflohkrebs, der 1992 zum ersten Mal in der deutschen Donau entdeckt wurde. Dass aber auch der Nordamerikanische Ochsenfrosch sich hier breit macht, trifft ob seiner enormen Größe und der Tatsache, dass er alles frisst, was er überwältigt, auf wenig Wohlwollen.

In dieser Woche sind im Landkreis München zwei weitere bemerkenswerte Arten hinzugekommen. Erst berichtet der Bayerischen Jagdverband von der Spezies der "Stachelritter" in heimischen Gärten. Vor denen man aber - so gefährlich die auch klingen - wohl keine Angst haben muss, weil sie offenbar sehr verschnarcht sind. Vor allem die Männchen. "Weibchen und Jungtiere fallen in der Regel später als ausgewachsene Männchen in den Dauerschlaf!", hieß es in der Pressemitteilung aus Feldkirchen. Auf der Liste der Neozoen in Deutschland taucht der Stachelritter zwischen Sikahirsch und Wanderratte noch nicht auf. Den heimischen Igel scheint er noch nicht verdrängt zu haben. Noch eine tierische E-Mail landete im Postfach. Diesmal geht es um den "Fundvogel", der sich offenbar in Garching ansiedelt. "Wunderschön" sei er, teilt das Rathaus mit, ein bunter Prachtfink, vermutlich aus Australien. Gespannt warten wir nun auf Kakapo, Nasenaffe und Wackeldackel.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2021
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