Mitten in Dachau:Wer schleppt wen ab?

Es kommt schon mal vor, dass Autobesitzer ihre Fahrzeuge einfach irgendwo ohne Kennzeichen stehen lassen. Ist das eine Ordnungswidrigkeit oder einfach Schrott und wer ist dafür zuständig?

Kolumne von Viktoria Großmann

Würde man jetzt spontan die Landkreisbewohner fragen, was ihre größte Sorge ist, dann würden sie wahrscheinlich antworten: einen Parkplatz zu finden. Wer nun denkt, dann geht es den Menschen im Landkreis Dachau ja wohl zu gut, hat die Tragweite dieses Problems nicht verstanden. Menschen werden mehr, Autos werden größer, ergo: Platz fehlt. Die Zahl der Autos steigt stärker an als die der Einwohner. Eine häufige Frage, welche die Autobesitzer nie sich selbst, sondern grundsätzlich ihren Stadt- und Gemeinderäten stellen, ist: wohin mit dem Auto?

Die Antwort: "Räumen sie halt mal Ihre Garage auf", wird ungern akzeptiert. Auch die, vielleicht ein Stück Rasen vom eigenen Grundstück zu opfern, ist nicht so beliebt. Und mal ehrlich, das sieht doch jeder Depp, dass man in ein Radl-Parkhaus nun mal kein Auto stellen kann. Man muss es daher den Menschen nachsehen, dass sie Autos, die sie gerade nicht brauchen, einfach irgendwo abstellen. Wenn sie dann auch gleich das Nummernschild entfernen, kann man wohl von abmelden sprechen.

Die Frage ist: Wer muss es wegräumen? Bisher rückten Mitarbeiter des Landratsamtes aus. Nun möchte die Behörde, die dringend einen Erweiterungsbau braucht und vielleicht deshalb ein bisschen aufs Geld schaut, gerne die Kosten für diese Abschlepperei verringern. So kam man am Weiherweg auf die glorreiche Idee, dass eigentlich die Gemeinden für solche Ordnungswidrigkeiten zuständig sein könnten. Die Stadt Dachau sieht aber weniger eine Ordnungswidrigkeit als ein Müllproblem - und Müll macht der Landkreis. Das Landratsamt, indem wohl mehr als ein Mensch arbeitet, der gerne Recht behält, hat nun vor, Geschichte zu schreiben und will die Sache von der Staatsregierung klären lassen. Eine Gesetzesänderung, die genau definieren müsste, wann ein Auto noch ein Auto und wann es Schrott ist, wäre die Folge. Diese komplexe Frage auch ethisch zu beantworten, könnte ein bisschen dauern. Vorerst haben sich Landratsamt und Stadt geeinigt, dass das Landratsamt weiterhin "Kfz ohne Kennzeichen" entfernt und dann jeweils mit der Stadt die Kosten und den Status des Fahrzeugs ausbaldowert. Der Kämmerer der Stadt hat in Erwartung dessen 40 000 Euro im Haushalt eingeplant. In diesem Jahr waren es noch 500 Euro. Aber das wichtigste ist doch, dass am Ende wieder ein Parkplatz frei wird.

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