Mitten in Dachau:Was sich liebt, das neckt sich

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Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Ob es sich bei dem, was sich zwischen Landrat Stefan Löwl (CSU) und Landratskandidat Sebastian Leiß (FWD) abspielt, um Ersteres oder Letzeres handelt, ist unklar

Von Jacqueline Lang

Dass Stefan Löwl (CSU) und Sebastian Leiß (Freie Wähler Dachau) nicht besonders gut aufeinander zu sprechen sind, dürfte sich mittlerweile auch bei jenen herumgesprochen haben, die nicht im Kreistag sitzen. Landrat Löwl wird von Leiß regelmäßig als "übermächtig" tituliert. Der Vorwurf, dass der Landrat nicht mit der Stadt und den Gemeinden zusammenarbeitet steht ebenso im Raum, wie das Bestreben Leiß', einen Generationen- sowie Stilwechsel zu erwirken. Löwl selbst zeigt sich mal genervt, mal irritiert, mal gelangweilt von dem jungen Wadlbeißer, den er sich da offenbar angelacht hat. Dass der 30-jährige Jungpolitiker Anfang Januar bekannt gab, gegen den 46-jährigen Amtsinhaber anzutreten, war deshalb eigentlich keine große Überraschung.

Ein wenig verwundert dennoch, wie intensiv sich der Landratskandidat der Freien Wähler Dachau an seinem CSU-Rivalen abarbeitet. Besonders anschaulich wird das durch ein Plakat der Freien Wähler Dachau, das in der Nähe der Münchner Straße unweit des Dachauer Bahnhofs erstmals gesichtet wurde. Darauf zu sehen: Natürlich Sebastian Leiß wie immer mit Anzug und Krawatte, ein breites, siegessicheres Lächeln im Gesicht. Soweit, so normal. Was soll auch sonst auf einem Wahlplakat zu sehen sein.

Aber huch, was sitzt denn da auf seiner rechten Schulter? Ein kleines Kuscheltier, genauer: ein Löwe mit wilder Mähne. Daneben steht: "Keine Angst vor großen Tieren." In Anbetracht der Größe und des Aussehens des Plüschlöwen braucht man als Betrachter allerdings tatsächlich den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, dass dieser eigentlich ganz putzig aussehende Löwe auf Leiß' Schulter wohl den amtierenden Landrat Löw(l)e darstellen soll - und der FWD-Landratskandidat sagen will, dass er eben vor diesem großen beziehungsweise übermächtigen "Tier" überhaupt keine Angst hat.

Ein Sprichwort besagt ja, dass im Krieg und in der Liebe alles erlaubt ist. Nun ist allerdings fraglich, ob sich das, was sich da zwischen Stefan Löwl und Sebastian Leiß schon seit geraumer Zeit abspielt, noch als Krieg - beziehungsweise eben aktuell Wahlkampf - bezeichnen lässt, oder ob das nicht vielleicht doch schon eine Form von Liebe, oder nun ja, in diesem Fall eben Hassliebe sein könnte. Denn wie sagt man doch so schön: Was sich liebt, das neckt sich. Sowohl Landrat Löwl als auch Herausforderer Leiß - das kann man sich denken - werden das als pure Unterstellung von sich weisen. Aber dann wären sie ja zumindest mal einer Meinung.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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