Mitten in Dachau:Vorsicht vor Wassertieren

Im Hallenbad soll eine Riesenkrake auftauchen

Von Viktoria Großmann

Der Winter ist nicht die richtige Jahreszeit für Wassertiere. Zwar frieren sie wohl nicht im Eis fest, um dann im Frühjahr aufgetauterweise weiter zu schwimmen, wie man sich das als Kind vorgestellt hatte. Eher buddeln sich die Fische im Schlamm ein. Auch Enten frieren nicht auf dem Teich fest, um hier eine wichtige offene Frage der Literaturgeschichte zu klären. Laut Naturschutzbund haben Enten nämlich sehr gut durchblutete Füße.

Auch Seeungeheuer tauchen im Winter üblicherweise ab. Sie stecken ihren Kopf erst wieder durchs Sommerloch, das in diesem Jahr voraussichtlich wegen Wahlkampfs entfällt oder allenfalls andere Ungeheuer gebiert. Schnappschildkröten, kräftig zubeißende Hechte, in ihrer Ruhe gestörte Riesenwelse, selbst Krokodile hat es in deutschen Badeseen schon gegeben. Sie nähren verlässlich die Urangst des Menschen vor dem Wasser und allem, was darin haust. Quasi zur Austreibung des Teufels mit dem Beelzebub schreiten ansonsten sehr erwachsene Menschen mit aufblasbaren Krokodilen und Killerwalen bewaffnet in die undurchsichtige Brühe. Der Mensch ist - nicht jeder jedoch - ironiefähig. Er kann sich über seine Ängste lustig machen.

Den Wagemut eines Tiefseeeforschers bewiesen nun die Stadtwerke Dachau. Sie haben eine "neue Riesen-Krake" vermessen: "6,80 Meter lang, 4,20 Meter breit und 1,20 Meter hoch", sei das Tier mit "seinen insgesamt sechs Armen". Am Sonntag um 15 Uhr soll es aus dem Schwimmbecken des Hallenbads auftauchen. Ob sich das Tier in dieser Aquariumssituation wohl fühlt, wird sich zeigen. Je nachdem, wie menschenfreundlich sie sich gibt, muss entschieden werden, ob die Krake im Sommer in andere Gewässer übersiedeln kann. Aus Artenschutzgründen sollte darauf geachtet werden, dass das Tier im neuen Hallenbad ein seiner Größe angemessenes Habitat und einen Gefährten erhält. Ungeheuer bleiben selten gern allein.

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