Mitten in Dachau:Traurigfrohes Wochenende

Dachau ist eine besondere Stadt. Während andere Städte sich auf den Frühling vorbereiten, kann man in Dachau nie ganz unbeschwert sein

Kolumne von Viktoria Großmann

Dachau ist keine Stadt wie jede andere. Die Dachauer Altstadt zum Beispiel ist viel hübscher als die anderer Kreisstädte im Münchner Umland. Und auch wenn Fürstenfeldbruck ein paar Kilometer näher an den Alpen liegt, gibt es keine Aussicht, die der vom Schlossgarten ebenbürtig wäre. Und natürlich hat es Dachau längst verdient, endlich ein Oberzentrum im Sinne der Raumplanung zu werden, als das Freising und Erding schon länger gelten. Wie besonders Dachau ist, zeigt sich auch mit einem Blick ins Veranstaltungsprogramm an diesem Wochenende. Andere Städte können den Frühling feiern, sich auf Maifeiern vorbereiten und unbeschwert sein. Das ist Dachau nie. Am Samstagabend beginnt um 20 Uhr das 22. Musik- und Kneipenfestival. Und um 19.30 Uhr bringt Popchorn eine Revue auf die Bühne des Ludwig-Thoma-Hauses.

Zuvor am selben Tag, 18 Uhr, trifft sich eine ernsthafte und feierliche Gemeinde in der Theodor-Heuss-Straße und wird am Mahnmal der Opfer des Todesmarsches in den letzten Kriegstagen gedenken. Am 29. April jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau zum 73. Mal. Wie damals 1945 fällt der Tag auf einen Sonntag. Einige der nur noch wenigen Zeitzeugen werden anreisen und sich wieder den vor Jahrzehnten erlebten grausamen Erlebnissen stellen. Am Sonntag werden Gedenkfeiern auf dem Gelände KZ-Gedenkstätte und in Hebertshausen stattfinden. Gleichzeitig, nicht weit entfernt, gibt es beim Tierheim einen Flohmarkt - zugunsten des ehrenamtlich betriebenen und auf Zuwendungen angewiesenen Tierheims. Weit und breit das einzige in der Region.

Soll man diese Vermischung so unterschiedlicher Ereignisse nun merkwürdig finden? Unangemessen gar? Es hat schon Gedenktage gegeben, da sind die Lokalpolitiker von der Kranzniederlegung zur Maibaumaufstellung gehastet. Darüber gibt es nichts zu urteilen. Es ist das Leben. Es hat gute Tage, es hat schlechte Tage und manchmal kommt alles zusammen. Man sollte sich Zeit nehmen. Für die Trauer und für das Glück erst recht. Und im Zustand des einen das andere nicht vergessen. Viele Dachauer, jüngere zumal wie die Generation des Oberbürgermeisters, können das heute sehr gut. Ihre Stadt genießen. Aber ihre Bedeutung und ihre Aufgabe nie vergessen.

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