Süddeutsche Zeitung

Mitten in Dachau:Stop-and-go auf dem Fußweg

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Pendler haben es auch innerhalb von Dachau schwer: Ständig müssen sie an roten Ampeln warten

Kolumne Von Tom X. Hackbarth

Der Weg von München nach Dachau und zurück gestaltet sich für Pendler äußerst beschwerlich, das ist bekannt. Man kann sich schon freuen, wenn die S-Bahnen einigermaßen pünktlich kommen. Wenn man es, meist mit Müh' und Not irgendwann bis zum Dachauer Bahnhof geschafft hat, ist man aber noch längst nicht am Ziel. Während für Autofahrer grüne Wellen in den Berufsverkehr installiert werden, heißt es für den Fußgänger meist an jeder Ampel erst einmal Warten. Um vom Bahnhof bis in die Altstadt zu gelangen, muss man an in Dachau an insgesamt drei Fußgängerampeln vorbei. Auch wenn das nach nicht viel klingen mag, kann sich bei ungünstigen Zuständen eine nicht unerhebliche zusätzliche Zeit ergeben, die man mit Warten verbringt, während die Autokolonnen vorbeiziehen. Addiert auf die Zeit, die man am Gleis und in der Bahn bereits verloren hat, kann diese Wartezeit ins gefühlt Unermessliche wachsen.

Doch für den gestressten Pendler aus München gibt es noch ein extra oben drauf: Im Gegensatz zu den Fußgängerampeln in der Landeshauptstadt schalten die Lichter in Dachau nur auf Grün, wenn sie auch im richtigen Zeitraum gedrückt wurden. Irritiert muss er erst einmal den Autos zuschauen, die in die Richtung fahren, in der man selbst als Fußgänger auch will, während die eigene Ampel Rot zeigt. Doch dass nicht nur der Neuankömmling in der Stadt diese Probleme hat, merkt man spätestens dann, wenn man sich mit dem Drücken der Ampel auf den schon länger wartenden Dachauer verlässt, und dann zu zweit eine komplette Grünphase verpasst, da auch der vermeintlich erfahrene Dachauer Fußgänger vergesslich sein kann. Noch dazu muss die Ampel früh genug gedrückt werden: wenn sich die Grünphase der Querrichtung nämlich dem Ende neigt, ist es schon zu spät für den Fußgänger, die nächste Grünphase mitzunehmen. Dann heißt es ein weiteres Mal: Warten.

Bei all diesen Hindernissen muss man sich wohl oder übel an das Zuspätkommen gewöhnen. Man könnte natürlich auch einfach früher los gehen, aber dann kann man sich ja gar nicht mehr so richtig darüber freuen, wenn die Bahn doch mal pünktlich erscheint oder die Fußgängerampeln eine selten gesehene grüne Welle offenbaren. Ein grünes Wunder sozusagen.

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Quelle:
SZ vom 27.12.2018
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