S ozialdemokraten sind ja die eigentlichen Traditionalisten unter den Parteien, auch wenn es die CSU mit ihren jugendlichen 72 Jahren schafft, so zu tun, als hätte sie Bayern mit all seinem Brauchtum selbst erfunden. Stimmt ja gar nicht. Rote trinken auch gern Bier. Aber nicht nur konservativ hergestelltes, auch Reformbier trifft ihren Geschmack. Die SPD-Fraktion im Dachauer Stadtrat möchte nun das Brauertum fördern: Sie beantragt die Einrichtung eines "Dachauer Brautreffs", sinnvollerweise "im Umfeld der Veranstaltungen des Musiksommers".
Was man sich darunter vorstellen kann, wird verschämt in Klammern mitgeteilt: "Angedacht ist eine lockere Festivität in der Altstadt, bei der sich alle Bierbrauer des Landkreises - idealerweise umrahmt von einem Musikangebot - mit ihren Kreationen einem breiten Publikum vorstellen können." Dazu soll bitte die Stadtverwaltung mal alle Keller- und Hobbybrauer im Landkreis anschreiben und fragen, ob die Lust zum Feiern haben. Das Ergebnis wäre dann vermutlich eine Mischung aus Messe, Verkostung und Volksfest. Teilnehmer könnten nach den Vorstellungen der SPD Kapplerbräu und Maierbräu genauso sein wie Amperbräu aus Neuhimmel-reich, Tobiasbräu aus Ried und die Kellerbrauerei aus Prittlbach. Dazu die Schlossbrauereien Haimhausen und Odelzhausen, auch "versierte Hobbybrauerinnen und -brauer" sollen eingeladen werden. Schließlich wird ein Wettstreit um das beste Bier angeregt.
Der Antrag zeigt: Vor der SPD ist in diesem Wahljahr nichts mehr sicher. Sie zielt nicht nur in die bayerische Bierleber der CSU, sie trifft auch ins Brauchtumsherz der Freien Wähler. Gräbt nebenbei der FDP die Unternehmerförderung ab und besetzt die Grüne Unterstützung regional-nachhaltiger Lebensmittelproduktion. Falls sich noch jemand fragt, wie die SPD endlich wieder zur Volkspartei werden kann: Dachau macht es vor.