Mitten in Dachau:Protzen vor der Shisha-Bar

Shisha-Bars wie die am Karlsberg scheinen vor allem eine Kundschaft anzuziehen, die gerne große Autos fährt. Mindestens genausoviel Feinstaub wie die SUVs der Raucher produzieren deren Pfeifen - ein Fahrverbot kann hier doppelt sinnvoll wirken

Kolumne von Thomas Altvater

Cafés und Bars waren schon immer auch eine Art Laufsteg. Die Gäste präsentieren sich beim Betreten der Lokalität dem restlichen Publikum, und auch die bestellten Speisen und Getränke zeichnen ein eigenes Bild der jeweiligen Personen. Doch gerade bei den in Dachau immer beliebter werdenden Shisha-Bars scheint es, als würde sich dieser Laufsteg vor allem auf die angrenzenden Parkplätze erweitern.

Wer vom Dachauer Karlsberg in Richtung Unterer Markt spaziert, wird sofort die mächtigen Schatten neben der dort ansässigen Shisha-Bar bemerken. Riesige SUVs mit verdunkelten Scheiben und lange Limousinen mit glänzenden Felgen stehen auf dem Parkstreifen. Ein Phänomen, das im gesamten Dachauer Raum zu beobachten ist. Es muss also ein Zusammenhang bestehen, zwischen den ungesunden, lauten Fahrzeugen der Gäste und dem ungesunden, aber leisen Rauch der Wasserpfeifen.

Das Problem vieler Shisha-Bars dürfte wohl in ihrem gleichmacherischen Wesen liegen. Während sich die Besucher einer Cocktail-Bar durch die Auswahl ihrer Getränke in der Hierarchie der Gäste platzieren, ist das in den Shisha-Bars so nicht möglich. Hier liegt der Fokus allein auf der Shisha. Die Auswahl des Tabakgeschmacks bietet vielleicht noch eine Möglichkeit der Unterscheidung. Doch um aufzufallen, sich von der Menge abzuheben, reicht das nicht. Das macht wohl die Fahrzeuge der Gäste zum umso wichtigeren Accessoire.

Doch nicht selten gleichen die Bars einem verrauchten Übungsgelände der Feuerwehr. Das erschwert den Blick nach draußen, auf den Parkplatz. Und verhindert gleichzeitig den Cowboy-ähnlichen Auftritt vieler Gäste. Shisha-Rauch hat einen weiteren Nachteil: Bläst man den Rauch aus, gelangt eine Menge Feinstaub, vor allem Kohlenstoffmonoxid in die Luft. Und so - so geht es aus Internetberichten hervor - müssen immer häufiger Menschen wegen Kohlenmonoxidvergiftungen behandelt werden, die sie in Shisha-Bars erlitten haben. Es pusten also nicht nur die Autos der Shisha-Liebhaber eine Menge Schadstoffe in die Luft, auch die Besucher machen das. Fahrverbote würden vermutlich zu einem Kundenverlust für die Shisha-Bars führen. Könnten so aber gleich im doppelten Sinne helfen, die Luft rein zu halten.

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