Süddeutsche Zeitung

Mitten in Dachau:Oh Mann? Oh Nein!

Am Sonntag ist Internationaler Männertag - ein Feiertag, den man sich schenken kann

Kolumne Von Jacqueline Lang

An diesem Wochenende haben 71 636 Männer im Landkreis Dachau allen Grund zum Feiern. Nicht etwa, weil der FC Bayern mal wieder Deutscher Meister wird, nein: Am 19. November wird weltweit der Internationale Männertag begangen. Dieser sollte auf keinen Fall mit dem Weltmännertag am 3. November verwechselt werden. Berechtigt ist aber wohl die Frage: Was wollen die da eigentlich feiern? Etwa das Patriarchat? Welch ein Schelm, der derart Böses denkt!

Es geht nämlich stattdessen um ein häufig vernachlässigtes Thema: die Unterdrückung des Mannes. Das meinen die Initiatoren total ernst und werben an diesem Tag, an dem der Einsatz von Männern in den Bereichen Gesellschaft, Familie und Kindererziehung gewürdigt werden soll, auch für mehr Gleichberechtigung.

Sicherlich ist es richtig, bei dem Wort Gleichberechtigung nicht allein an die Gleichberechtigung der Frau zu denken. Denn darum geht es ja schließlich: Die gleichen Rechte für alle, egal ob Mann oder Frau. Ein Mann sollte deshalb ebenso gute Chancen haben, das alleinige Sorgerecht für sein Kind zu beantragen, wie eine Frau. Ein Mann sollte deshalb ebenso ernst genommen werden, wenn er über sexuelle Übergriffe berichtet, wie eine Frau. Und ein Mann sollte deshalb ebenso wenig auf seine Äußerlichkeiten reduziert werden, wie eine Frau. Zusammengefasst: Die Gesellschaft sollte die Probleme von Männern ernst nehmen.

Wenn es einen Frauentag gibt, sollen deshalb auch Männer ein Anrecht auf solch einen Tag haben. Selbst dann, wenn betont wird, dass der Internationale Männertag im November kein Pendant zum Internationalen Frauentag im März sein soll. Wäre ja auch albern, einen Männertag auszurufen, nur weil es einen Frauentag gibt! Oder aber: Wir verzichten endlich auf diesen ganzen Quatsch und leben die Gleichberechtigung, von der immer alle reden, statt Feiertage zu erfinden, an denen am Ende doch niemand, sprich weder Mann noch Frau, frei bekommt.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2017
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