Mitten in Dachau:Langsam und unzuverlässig

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Neue Erlebnisse aus der Servicewüste Dachau: Der Paketdienst DHL hält nicht immer, was seine Werbung verspricht

Kolumne von Helmut Zeller

Günstig, schnell und zuverlässig: Ihr Paketversand mit DHL Paket. Versenden Sie Päckchen und Pakete in über 220 Länder mit dem führenden. . ." Das ist doch mal ein Service! Nur hat der DHL-Werbespruch mit der Realität in der Servicewüste Deutschland wenig gemein. Vor allem mit der Zuverlässigkeit des Paketzustellers hapert es doch ziemlich. Der 1969 in San Francisco gegründete Paket- und Brief-Express-Dienst gehört seit 2002 als DHL International GmbH zum Konzern Deutsche Post DHL Group. Die gute alte "Deutsche Bundespost" fiel 1995 dem Privatisierungswahn zum Opfer - die Folgen der wirtschaftlichen Ausrichtung auf Profitmaximierung kann man auch im Helios-Amperklinikum in Dachau sehr schön studieren.

Seit Wochen ärgern sich Anwohner der Neuängerstraße in Dachau - es soll aber noch viel mehr Kunden in der Stadt betreffen - darüber, dass das ersehnte Paket nicht eintrifft. Doch man muss unterscheiden: Es gibt zwei Zusteller in diesem Gebiet, die läuten, das Paket sogar zwei Stockwerke hoch tragen und mit einem freundlichen Lächeln überreichen oder einen Hinweiszettel in den Briefkasten werfen, wenn der Empfänger nicht zu Hause ist. Doch offenbar gibt es darunter auch solche, die sich nicht lange mit der Türglocke aufhalten und sofort die Benachrichtigung hinterlassen: "Wir haben Sie nicht angetroffen". Der Kunde wundert sich, saß er doch den ganzen Tag zu Hause, um ja nicht den DHL-Boten zu verpassen, und spaziert wenig amused zur Postfiliale in der Bahnhofsstraße, wo sein Paket hinterlegt wurde.

Klar, die Mitarbeiter stehen unter Stress. Von Lohndumping, einem schlechten Vergütungssystem und hoher Arbeitsbelastung berichtete schon das ZDF-Magazin Wiso. In München hat die teilweise Vergabe der Zustellung an Subunternehmer schon zu erheblichen Ausfällen geführt. Das tröstet König Kunde aber nicht wirklich. In der Filiale erfährt er dann, dass besagte Zusteller die Neuängerstraße umfahren würden und Pakete gleich zur Filiale bringen. Damit erklärt sich zumindest, warum neuerdings der Kunde nicht mehr mit einem Zettel im Briefkasten, sondern per E-Mail von DHL informiert wird, dass sein Paket zur Abholung bereit liegt.

Das heißt, man bekommt diese mit großem Bedauern vorgetragene Auskunft, wenn man die Zeit und den Nerv hat, in der Warteschlange vor dem Postgebäude auszuharren. Dazu gibt es dann noch ein Beschwerdeformular - fragt sich nur, ob dieses dann auch zugestellt wird.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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