MITTEN IN DACHAU:In der Mitte liegt das Maß

Die Stadt Dachau will CO2-Ampeln in den Klassenzimmern einrichten. Bei der Frage über die Größe der Ampeln kommt es zu Meinungsverschiedenheiten. Und Gekicher.

Von Julia Putzger

Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. So steht es im Artikel 20, zweiter Absatz, des deutschen Grundgesetzes. Es ist ein Grundsatz der Demokratie, wie ihn schon die alten Griechen lebten. Zwar versammelt sich das Volk dieser Tage nicht mehr in seiner Gänze zur Entscheidungsfindung am Marktplatz, denn an die Stelle der direkten Demokratie ist die repräsentative Demokratie getreten, in der vom Volk gewählte Vertreter die meisten Entscheidungen treffen. Doch bisweilen scheint das Volk - zumindest in der Stadt Dachau - trotzdem in jede noch so kleine Entscheidung miteingebunden zu sein. Wobei genau die Größe der Entscheidung in diesem Fall das Problem darstellt.

Die Stadt Dachau, beziehungsweise deren gewählte Vertreter und insbesondere die städtischen Verwaltungsangestellten müssen dieser Tage nämlich eine Entscheidung von großer Tragweite treffen. Jedoch können sie dabei nicht auf ähnliche Fragestellungen aus der Vergangenheit zurück schielen, denn solch eine Entscheidung gab es wahrhaftig noch nie zu treffen. So ist die Frage, auf die eine zufriedenstellende Antwort gefunden werden muss, die nach der Größe von sogenannten CO₂-Ampeln. Diese Leuchtapparaturen, wie sie der Landkreis für seine Schulen bereits beschafft hat, sollen künftig in Klassenzimmern installiert werden und warnen, wenn die CO₂-Konzentration im Raum zu hoch wird, also dringend gelüftet werden muss. Da die Stadt dem Landkreis nicht nachstehen will, sollen auch für ihre Schulen solche Ampeln besorgt werden. Doch der zuständige Amtsleiter Max Haberl ist ratlos: Während die einen Lehrkräfte sich möglichst große und nicht übersehbare Geräte wünschen, plädieren die anderen für möglichst unscheinbare Anlagen, um die Schüler nicht abzulenken. Da aber nur ein Modell angeschafft werden soll, folgt im Rathaus vorerst aus Ratlosigkeit Tatenlosigkeit.

Darüber kann selbst der Oberbürgermeister nur den Kopf schütteln und im allgemeinen Gekicher der Stadträte dem Amtsleiter einen überaus innovativen Vorschlag unterbreiten: Die Anschaffung einer "mittelgroßen" Ampel.

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