Mitten in Dachau:Ein Quadratmeter Antiquariat

Die Büchertauschzelle am Ernst-Reuter-Platz kommt gut an. Zu gut! Denn die Regale füllen sich nicht nur mit lesenswerten Büchern, sondern auch mit Werken, die vielleicht im Altpapier besser aufgehoben wären

Kolumne von Thomas Radlmaier

Es heißt, mit Büchern entdecke der Lesende die Welt. Das gilt insbesondere für den ADAC Autobahnreiseführer. Wer diesen Klassiker der Autofahrer-Weltliteratur aufschlägt, für den wird aus Rasen Reisen. Auf 528 Seiten schmökert sich der glückliche Besitzer durch blühende deutsche Asphaltlandschaften. 200 Karten und mehr als 250 Farbbilder sind zu sehen. Der Leser erfährt die spannenden Geschichten von Sehenswürdigkeiten und Orten, die links und rechts der Straße liegen. "So lernen Sie auf jeder Reise Deutschland ein Stück besser kennen, ohne dass Sie von der Autobahn abfahren müssen", heißt es im Klappentext. Und jetzt festhalten, liebe Leser: Ein Exemplar des grandiosen Autobahnreiseführers liegt griffbereit in der neuen Büchertauschzelle am Ernst-Reuter-Platz in Dachau. Was für ein Glück für alle, die vorhaben, das deutsche Autobahnnetz in den Ferien zu erkunden. Und in der Bücherzelle ist noch mehr Papier - oder besser Altpapier. In den Regalen stapeln sich Bücher über Bücher, es sind so viele, dass man gar nicht mehr in die Zelle hineingehen kann. Am Boden hat jemand eine ganze Box mit alten Schinken gestellt, darunter drei der fünf Bände von Harenbergs Lexikon der Weltliteratur. Wer braucht das?

Die neue Büchertauschzellen, die die Stadt auf Initiative des Dachauer Jugendrates aufgestellt hat, kommen also gut an. Zu gut! "Die Bücherzelle am Ernst-Reuter-Platz ist gnadenlos überfüllt (...). Bitte helft alle mit, die Bücher und die Zellen möglichst lange hübsch zu halten", schreibt der Jugendrat auf seiner Facebook-Seite und gibt ein paar "Tipps": "Reiseführer aus dem Jahr 19XY" seien zwar hübsch anzusehen, doch man sollte solche "Bücher" besser zur Altpapier-Sammelstelle bringen. Und weiter: "Wenn gerade alles voll ist, dann ist voll." Irgendwann seien die Kapazitäten der Regale erschöpft. "Bitte nehmt eure Bücher dann wieder mit und versucht es ein andermal wieder." Oder aber: Man greift stattdessen zu und schafft Platz. Außerdem: Lesen bildet!

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