Patriotismus ist eine heikle Sache. Er schien ein bisschen aus der Mode gekommen zu sein, feierte dann aber in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ländern ein Comeback. Nur sah er immer noch so bräunlich verstaubt aus wie früher. Weil aber gleichzeitig sehr viele Menschen sehr gerne dort daheim sind, wo sie es eben sind, möchte man auch diesen ein ganz unheikles und unverdächtiges Angebot machen. Konsensfähig durch alle politischen Lager hindurch ist mittlerweile der ganz lokale Lokalpatriotismus, der meist mit einer gewissen Heimwerkerbegeisterung einhergeht. Er hat das Potenzial, unbekannte Dorfbiere zum bundesweiten Heimwehsymbol zu machen und vielleicht sogar die Kraft, Dialekte zumindest ansatzweise zu erhalten - wenn der Stolz auf die Heimat im tiefsten Bairisch daher kommt und auf dem Sweatshirt prangt.
Dahinter steckt neben jenem irgendwie unerklärbaren Stolz auf die Heimat, der Wille zur Zugehörigkeit, Selbstvergewisserung, in manchen Fällen vielleicht auch die Verteidigung vor sich selbst. Dafür, dass man hier blieb und nie nach Kanada ging. Mein T-Shirt trägt einen bairischen Spruch, mein Wastl geht an der Leine im Lodendesign, auf'd Wiesn geht's nur in Tracht und mein Helles kommt auch von da. Einen neuen Beitrag zu dieser Feier des Heimatorts liefert die Tourist-Information Dachau, die ein Kaffeehaferl in neuem Design im Angebot hat. Vom ersten Kaffee am Morgen bis zum letzten Beruhigungstee am Abend kann sich der Benutzer mehrmals am Tag vergewissern, dass die Ansicht der Dachauer Altstadt eine zauberhafte ist. Beworben wird die Tasse als "passendes Geschenk oder Mitbringsel für jeden Anlass". Man könnte sie ja noch mit den beliebten Dachauer Busserln füllen.
Dass Tassen aus Dachau, ebenso wie Konfekt mit entsprechendem Aufdruck für Touristen und gänzlich Ortsfremde, also etwa für die vielen Amerikaner unter den Dachau-Besuchern, immer ein Kuriosum bleiben werden, wird dem gebürtigen Dachauer vermutlich niemals einleuchten. Macht ja nichts. Die Amerikaner mögen Kurioses.