Mitten in Dachau:Bei denen piept's wohl

Eine erbitterte Aktivistin gegen die Sommerzeit klagt, dass ihre Vögel abends krank aussähen. Lokale Experten zeigen den Vogel

Von Kathrin Pleva

Dass die Zeitumstellung manchen auf das Gemüt schlägt und anderen egal ist, zeigt sich jedes Jahr zweimal. Da teilt sich die Bevölkerung in die morgens schon fitten Lerchen und die späten Aufsteher, die Nachtigallen, die nicht selten auch Nachteulen sind. Doch dass unsere kleinen Freunde, die Kanarienvögel, Wellensittiche und Papageien, davon etwas mitbekommen, ist vielen gar nicht bewusst. Stellt man die kleinen Piepmatze nicht auf die neue Zeit um, werden sie traurig, gar depressiv.

Behaupten zumindest manche.

Renate Stahn, Besitzerin eines Zoofachgeschäftes in Berlin und erbitterte Aktivistin gegen die Sommerzeit, klagte mehreren Tageszeitungen, dass ihre Vögel abends krank aussähen. Krank vor Erschöpfung. Krank vor Müdigkeit. "Sie dösten auf der Stange, Kopf unterm Flügel." Vielleicht haben sie auch Gefühle des Versagens, Ärgers und Widerwillens, Schuldgefühle und paranoide Vorstellungen. Heutzutage würde jeder Vogelpsychologe einen klaren Burnout attestieren. In Vogelfreunde-Foren wird deshalb eifrig diskutiert, wie man denn die gefiederten Freunde am besten auf die neue Zeit umstellt. Den Futterrhythmus in 14 Tagen an die neue Zeit anpassen, ist eine der am meisten diskutierten Methoden. Auch von der Angewöhnung mit Tageslichtlampen ist die Rede.

Lokale Experten zeigen den Vogel. Weder Hartmut Lichti vom Landesbund für Vogelschutz Dachau, noch Elfriede Heitmeier, Inhaberin der gleichnamigen Dachauer Zoohandlung, haben derlei Depressionsprobleme bei Vögeln bemerkt, ob frei oder im Käfig. Die Tiere haben schließlich keine Uhr. Denen sei das völlig "wurscht", sagt Lichti. Manche Besitzer der Vögel haben wohl trotz einer Stunde weniger zu viel Zeit. Oder sie ticken einfach nicht mehr richtig.

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