Mitten in Dachau:Bayerische Heldentaten

Guido Hollmann hilft einem Zugbegleiter in Dachau, der von einem Jugendlichen angegriffen wird. Deswegen bürgert ihn das Innenministerium nonchalant als Bürger des Freistaats ein

Von Anna-Sophia Lang

Manchmal hilft auch Google nicht weiter. Da kommt vom Innenministerium die Meldung, dass Joachim Herrmann 37 Bürgern die "Courage-Medaille" verliehen hat, für unverzügliches Einschreiten zur Hilfe von Mitmenschen in gefährlichen Situationen. Für "Verdienste um die innere Sicherheit" also. Unter ihnen Guido Hollmann, der am Dachauer Bahnhof Mut bewiesen hatte. Er kam einem Zugbegleiter zur Hilfe, auf den ein gewalttätiger Jugendlicher losgegangen war. Da kann man nur Respekt haben. Nicht jeder greift ein in so einer Situation. Ein Mensch, über den man mehr wissen will. Doch Google kennt keinen Dachauer mit seinem Namen. "Nein, den gibt's hier nicht", sagt ein Mann mit dem gleichen Nachnamen irritiert am Telefon.

Dabei ist man schon stolz auf den Mann mit der Medaille, den Landkreis-Helden, den Beherzten aus der Großen Kreisstadt. So sind sie, die Dachauer! Dann der Schock: Der Geehrte sei gar kein Dachauer, heißt es plötzlich aus dem Innenministerium. Schlimmer: Er ist auch kein Bayer, nicht einmal Franke. Er komme aus Norddeutschland und habe in Dachau Urlaub gemacht. Norddeutschland, das ist ja praktisch alles, was nicht Baden-Württemberg oder der Freistaat ist. Jetzt müssen die schon kommen, um sich um die innere Sicherheit Bayerns verdient zu machen? Wie praktisch, dass das Innenministerium in der Pressemitteilung zwar schreibt, wo die Rettungstaten der Medaillen-Träger stattgefunden haben, aber nicht, woher diese stammen. Wer da wohl noch alles eingemeindet wurde, ganz nonchalant? So leicht kann Integration in Bayern sein, rasch und unbürokratisch.

Was der Geehrte selbst von der bayerischen Ehrung hält, war leider nicht herauszubekommen. Vielleicht war es ihm unangenehm, im Rampenlicht zu stehen. Oder die Begegnung mit dem gewaltigen Joachim Herrmann hat ihn so geschockt, dass er erst mal nichts mehr aus Bayern hören will. Könnte man verstehen. Vielleicht hat Herrmann ihn im Gespräch einen "wunderbaren Norddeutschen" genannt. Dabei hätte es schlimmer ausgehen können: Immerhin wurde er nicht von Markus Söder geehrt. Der hätte ihm womöglich gleich eine Stelle im Heimatministerium angeboten, Weißwurst-Zuzel-Kurs und Schuhplattel-Schulung inklusive. Das wäre dann wirklich zu viel der Integration gewesen.

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