Mitten in Dachau:Ami-Baum go home!

Die Gleditschien an der Jakobskirche sind den Freien Wählern ein Dorn im Auge

Von Viktoria Großmann

Der Antiamerikanismus treibt in diesen Tagen neu aus. Auch Amerikaner sind davor nicht gefeit. Im Landkreis Dachau sucht, so erzählte kürzlich Landrat Löwl auf einer Veranstaltung, ein Mann Zuflucht vor den neuen politischen Verhältnissen in seinem Heimatland. Dank neuester Maßnahmen aus dem Landratsamt, die auch ein Landkreis-Monopoly und Puzzles enthalten, wird der Mann sicher in kürzester Zeit total integriert sein. Statt Schlossallee gibt es übrigens ein MD-Gelände, aber egal wie oft man darüber kommt, es ist immer schon weg. Allerdings hat der Besitzer gerade die Gemeinschaftskarte "Dachauer Grundsätze der Baulandentwicklung" gezogen, weshalb das Spiel mal wieder deutlich länger als 90 Minuten dauert.

Vor ein paar Großsprechern wird der Mann aus Amerika auch hier nicht sicher sein, aber eine so große Klappe hat definitiv bislang keiner und das Getwittere hält sich auch in Grenzen. Das kann sich bei der nächsten Kommunalwahl natürlich ändern. Das britische Politmagazin Economist stellte jedenfalls vor anderthalb Jahren schon betroffen fest, dass der Antiamerikanismus, mit dem sich doch bisher eher die politische Linke schmückte, nun auch die Rechte erreicht hat. Eine Analyse, die auch auf den Landkreis Dachau zutrifft.

Plumpe Anfeindungen sind aber nicht die Art der Freien Wähler. Die Freien Wähler gehen mit offenen Augen durch die Welt und was sie sehen, kommt ihnen häufig befremdlich vor. Bäume zum Beispiel. Vor Sankt Jakob in der Altstadt stehen drei Bäume, die im Frühjahr blaue Blüten in großen Trauben tragen und mit ihren gefiederten Blättern im Sommer Schattenmuster werfen. Im Herbst werden aus den Blüten dieser zarten Bäume im Verhältnis brutal ausschauende braune Riesenschoten, die ähnlich wie Kastanien und alles andere, was Bäume im Herbst so von sich geben, Passanten treffen und sich gut zum Ausrutschen eignen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Bäume am Stamm Dornen tragen - sie sind es im Besonderen, welche die Freien Wähler in die Augen stechen. Sie beantragen deshalb im Stadtrat, diese Bäume, Gleditschien oder Gleditsia genannt, zu fällen. Sodann seien sie durch "einheimische Gewächse" zu ersetzen. Die Gleditschien stammten aus Nordamerika, erklärt Edgar Forster in seinem Antrag. Das trifft aber so nur auf die Gleditsia triacanthos zu. Es existieren außerdem eine kaspische, chinesische, japanische und australische Variante. Es wird im Stadtrat zu klären sein, ob diese Bleiberecht erhalten können.

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