Mitten in Dachau:Adío, Thessaloniki

Wo ist der Gemüsehändler hin? Der schnelle Wandel in der Augsburger Straße gibt Rätsel auf

Von Viktoria Großmann

Kaum ist man drei Wochen weg, schon hängt beim Teppichhändler ein anderes Modell im Schaufenster. Da ist jetzt etwas sommerlich-leichtes Grafisches ausgestellt. Die Stadt verwandelt sich schnell. Die Martin-Huber-Straße hat eine vernünftige Asphaltdecke, was sie leider insgesamt nicht breiter macht. Der Platz für Fußgänger reicht nicht, das vom Bündnis zurückgeforderte Gitter am Fußgängerübergang unterhalb der Huber-Treppe liegt wohl immer noch am Bauhof und Spuren für Radfahrer sind auf der Huber-Straße nicht vorgesehen. Das heißt, sie fahren weiterhin Fußgänger auf dem Bordstein um, weil sie nicht selbst von Autofahrern umgefahren werden wollen.

Wirklich erschreckend aber ist eine Veränderung im Schaufenster schräg gegenüber, jenem des Teppichhändlers in der Augsburger Straße. Der Laden des einzigen noch zuverlässig geöffneten Lebensmittelhändlers in der Altstadt, dem griechischen Feinkostgeschäft, ist geschlossen. Schilder kündigen an, dass hier bald irgendetwas Neues eröffnet, Bauarbeiter sind im Ladeninneren zu sehen. Trauriges ahnen lässt der Name, der handschriftlich an der Tür angebracht ist: Er lautet nicht mehr Galini. Den neuen Namen gibt Google sofort als neu eingetragenen Besitzer des Geschäfts in der Augsburger Straße 39 an. Es sieht ganz so aus, als habe die Altstadt nun auch ihren Obst- und Gemüsehändler, den weltbesten Börekbäcker und die freundlichsten Verkäufer überhaupt verloren. Das war's dann wohl mit dem täglichen Kurzbesuch in Thessaloniki. Es wird eng für die Nah- und vor allem für die Mittagsversorgung sämtlicher innerstädtischen Angestellten, seien es Bänker, Friseure, Bürgermeister oder auch Journalisten. Nichts gegen Metzger und Bäcker, aber ein Gemüsehändler war einfach die perfekte Ergänzung.

Noch bleibt der Wandel in der Augsburger Straße 39 rätselhaft. Ein Datum für die Neueröffnung ist nicht angegeben. Völlig unklar ist das Geschäftsziel des neuen Inhabers. Wo sind die früheren hin? Sind Kali und Pavlos nach Griechenland geflogen und einfach dageblieben? Wann und wo und überhaupt werden die Dachauer ihnen wieder begegnen? Ein Verlust, den die Stadt mit keiner frischen Asphaltdecke der Welt aufwiegen kann. Da kann der Teppich schräg gegenüber noch so farbenfroh leuchten. Klar, und das Bakalikon gibt es auch noch. Aber Griechen kann man nie genug haben. Vor allem nicht solche.

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