Mitten im Waldschwaigsee:Unter Bestien

Spätestens seit Spielbergs "Weißem Hai" sind Badefreuden nur noch selten ungetrübt. Auch in Seen im Landkreis erschreckt allerlei Getier die Schwimmer fast zu Tode

Von Gregor Schiegl

Es beginnt mit einem Mädchen, das nachts den Strand entlangläuft. Ein Kleidungsstück nach dem anderen landet im Sand. Sie steigt ins dunkle Wasser, schwimmt. Schwebt. Ein Moment von poetischer Leichtigkeit. Da nähert sie sich auch schon aus der Tiefe, die "gefühllose Bestie ohne Verstand", riesengroß, bleich wie der Tod, ein Abgrund aus messerscharfen Zähnen klappt auf. Das Mädchen kreischt, dann geht sie unter und wird verspeist. Steven Spielberg hat das Baden mit seinem Schauerstreifen ziemlich in Verruf gebracht und erst recht die Haie. Wenn man da draußen auf dem Wasser ist, schwimmt der gruselige Weiße Hai nun immer mit. Im Kopf. Auch im Landkreis gruselt es viele Schwimmer vor dem Getier, das da um sie herumwuselt.

Diese Urangst äußerte jüngst auch eine Dame in der Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch". "Niiiee wieder Waldschwaigsee. Wir waren heute dort schwimmen - und haben im Wasser Aale gesehen! Wie Schlangen." Das rief eine gewisse Häme hervor: "Ein lebendiges Tier in einem See,😳😳wo gibt's denn so was. Und dann noch ein Aal, der ausschaut wie 'ne Schlange!" Aber der größte Teil der Diskussion drehte sich darum, mit wem und was man es sonst noch so in heimischen Seen zu tun bekommen kann: mit Riesenkarpfen zum Beispiel und 1,80-Meter-Hechten, nicht zu vergessen den Waller. Das Zwei-Meter-Ungetüm verschluckt schon mal aus Versehen eine Ente, und wer seinem Nest zu nahe kommt, kann sich schon mal ein paar blutige Knutschflecke einhandeln. Ein Fischer hat das passende Horrorfoto dazu eingestellt. Das Bein ist noch dran, immerhin. Der Mann lebt.

Aus den Tiefen der Vergangenheit tauchte auch die Geschichte von Emil dem Krokodil wieder auf. 1967 hatte ein Dachauer den kleinen Alligator an den Karlsfelder See mitgenommen. Das Tier stieg in die Fluten, versank und ward nimmermehr gesehen. Den Dachauer Badeweiher macht jetzt ein zutraulicher Schwan unsicher. Er setzt sich gerne mal mit auf die Picknickdecke und schnappt nach einem Keks. Er ist kein Fisch, aber auch groß und weiß und hat viel Appetit. Für Ängstliche empfiehlt sich das Hallenbad Dachau. Am Samstag macht es auf. Seemonster gibt es dort nur aus Gummi.

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