Mitten im Nirgendwo:Wo ist Löwl?

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Horst Seehofer war da, Alexander Dobrindt war da, jetzt kommt auch noch Markus Söder in den Landkreis. Nur einen CSU-Mann sucht man vergebens: den Landrat

Von Viktoria Großmann

Das soziale Netzwerk Facebook fährt gerade eine selbstkritisch daher kommende Werbekampagne, in der sich Nutzer mal so richtig beschweren dürfen: doofe Werbung, bescheuerte Kommentare, fehlende Privatsphäre. Klaro hat Facebook, kumpelhaft aber dennoch professionell, bereits die Lösung für alle Beschwerden. Facebook ist jetzt zwar immer noch eine Datenkrake, womöglich eine größere als vorher, aber man merkt es nicht mehr so. Echte Kritiker des Imperiums kann das nicht überzeugen. Die sind entweder niemals Mitglied geworden oder haben sich in einem der vielen Internet-Tutorials erklären lassen, wie man endgültig aussteigt.

Wieder andere schleichen sich einfach weg und hinterlassen Karteileichen. Die Ziegen vom Dachauer Rathausberg etwa. Neuestes Opfer: Landrat Stefan Löwl (CSU). Es ist gespenstisch. Draußen tobt der Wahlkampf. Im Netz: Stille. Es ist, als würde Markus Söder plötzlich aufhören, Selfies zu machen. Katrin Staffler, die vorhat, Gerda Hasselfeldts Platz im Bundestag einzunehmen, bietet den großen CSU-Tross auf: Seehofer, Dobrindt, Aigner, Herrmann, Söder. Keiner, der nicht den Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck besucht. Aber wo bleibt die Basis? Wo bleibt Söders engster Freund im Dachauer Land? Im Andenken an Sportreporter Bruno Moravetz, der bei den Olympischen Winterspielen 1980 verzweifelt nach Behle Ausschau hielt, möchte man fragen: Wo ist Löwl? Da müsste man jetzt Löwl sehen!

Das letzte Zeichen sendete der Landrat am 24. August um 3.34 Uhr. Ein Aufruf wählen zu gehen. Warum diese Uhrzeit? Was ist seither geschehen? Macht er Urlaub im Funkloch? Hat er aus Japan gepostet, wo es längst Nachmittag war? Wahrscheinlicher ist: Familie Löwl gehört in die Urlaubergruppe "Früh losfahren, dann sind die Straßen noch frei". Jeder kennt diese Situation: Koffer im Auto, Mann hinterm Steuer. Wer fehlt, ist die Familie. Löwl nutzte also die Zeit, um noch schnell was zu posten. Dann nahm ihm die Frau das Handy ab. Seine Kinder stellen es derzeit auf Instagram und Snapchat um. Facebook ist out.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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