Mitten im Landratsamt:Eloquent und ineffizient

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Dachau meldet sich im Kreistag häufig und lang zu Wort. Doch seine Anträge werden meist abgeschmettert

Von Robert Stocker

Manche Sitzungen der Kreistagsgremien haben eine umfangreiche Tagesordnung, und wenn das letzte öffentliche Thema endlich abgehandelt ist, atmet mancher Mandatsträger durch. Denn dann folgt in aller Regel noch ein nicht öffentlicher Teil. Bei Punkt zehn der Tagesordnung kann die Konzentration der Mitglieder schon einmal schwinden. Manch einer sieht dann zum Fenster hinaus, der andere unterhält sich mit seinem Nachbarn, der dritte kramt in irgendwelchen Unterlagen. Wenn der Blick der Mandatsträger aber ein bisschen ins Leere geht, ist eines klar: Sebastian Leiß hat das Wort ergriffen.

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Dachau ist eloquent, fleißig und beteiligt sich rege am politischen Diskurs. Und er ist wohl das Mitglied des Kreistags, das die Verwaltung am stärksten in Atem hält. Seine Anträge sind Legion, immer wieder gräbt er ein Thema aus, bei dem er sich als Anwalt der Bürger sieht. Ein eigener Bauausschuss, Mitfahrzentrale, Katastrophen-Warnsystem: Leiß fordert einen besseren Bürgerservice und mäkelt häufig an Kosten herum. Doch seine Wünsche finden bei den Kreistagskollegen meist wenig Gehör. Schaufensteranträge, die nur Geld und Arbeit kosten, finden beispielsweise die Freien Wähler im Kreisverband. Die sind ihren Konkurrenten in Dachau ohnehin nicht grün.

Kosten sparen und effizienter werden - so begründet Leiß auch den Wunsch, einen Unterausschuss für den Jugendhilfeausschuss zu gründen. Die Jugendsozialarbeit an Schulen und die Schulbegleitung müssten besser gesteuert werden, um die Kostenexplosion in diesem Bereich einzudämmen. Denn diese verschlingt inzwischen Millionen von Euro. Der Landkreis setze kommunale Mittel ein, um die staatliche Mangelausstattung zu verbessern. Ein Unterausschuss, indem auch Experten zu Wort kommen, könne die Einzelfälle besser prüfen. Landrat Stefan Löwl und fast der komplette Jugendhilfeausschuss sind anderer Meinung. Der Landkreis bezuschusse mit dem Geld nicht die Schulen, sondern leiste Sozialarbeit für Kinder und Eltern. Das sei die Aufgabe der Jugendhilfe. Einziger Befürworter seines Antrags war am Ende Leiß selbst. Vermutlich nicht zum letzten Mal.

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