Mitten im Landkreis:Wähl mich!

Die CSUlerin Julia Grote will in den Dachauer Kreistag. Ihre Wahlwerbung wirft jedoch mehr Fragen auf, als sie beantwortet

Kolumne von Jacqueline Lang

Sex sells. Viel nackte Haut, anzügliche Sprüche, all das funktioniert auch im 21. Jahrhundert noch erstaunlich gut, wenn es darum geht Bohrmaschinen, Rasierer oder Versicherungen zu bewerben - und offenbar auch, wenn das Ziel ist, Wähler dazu zu animieren, am 15. März bei der Kommunalwahl das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. Das zumindest dachte sich offenbar die JU-Vorsitzende Julia Grote, die seit Mai des vergangenen Jahres auch stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende ist und nun für den Dachauer Kreistag kandidiert.

Ein 38 Sekunden langer Clip, den auch Landrat Stefan Löwl auf Facebook geteilt hat, beginnt mit einem Schwarz-Weiß-Bild, auf dem Grote lasziv über ihre unbedeckte Schulter in die Kamera blickt. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Strandfoto der 29-Jährigen. Daneben steht "Ich will einen Dreier..." Im Anschluss folgt ein Dialog, der einem Chatverlauf nachempfunden ist. Grote schreibt, dass ihre Leidenschaft "heiße Themen" und "harte Fakten" sind. Das Gegenüber - vermutlich ein Mann, immerhin ist das ein Clip der CSU - zeigt sich interessiert und will wissen, wann es bei Grote passt. Diese antwortet: "15. März von 8 bis 18 Uhr oder wann immer du Zeit für mich hast ... ein Dreier geht immer!"

Auf der nächsten Folie klärt die Nachwuchspolitikerin aus dem Dachauer Land dann endlich darüber auf, worum es ihr eigentlich geht: "Leute, was denkt ihr von mir!? Ich will einen Dreier auf dem Wahlzettel!" Julia Grote will demnach also nicht Sex mit zwei anderen Personen, sondern "drei Stimmen für meinen Namen, damit du mich besonders unterstützt". Und die CSUlerin verspricht: "Der beste Dreier deines Lebens!" Soll wohl auf gut Deutsch viel bedeuten, wie: Wenn ihr mir zu einem Platz im Dachauer Kreistag verhelft, dann werdet ihr es nicht bereuen.

Nun sollte frau natürlich nicht nur selbst entscheiden dürfen, mit wie vielen Menschen sie Sex haben möchte oder ob überhaupt, sondern auch, mit welchen Mitteln sie Wahlwerbung in eigener Sache betreiben möchte. Fraglich bleibt dennoch, warum in dem Videoclip mit keinem Wort erwähnt wird, wofür Grote sich denn nun eigentlich als Politikerin stark machen möchte, wenn man ihr tatsächlich die drei Stimmen gibt. Doch hoffentlich nicht für das Burkaverbot, wie ihr politisches Vorbild Friedrich Merz, der unter diesem Deckmantel seit neuestem vorgibt, sich für Frauenrechte stark zu machen.

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