Mitten im Landkreis:Vorsicht: Jäger queren die Straße

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Männer in Grün rücken wieder zur sogenannten Drückjagd in die Dachauer Wälder aus. Also Vorsicht, Autofahrer! Wildschweine könnten die Straße queren - oder auch ein Jäger, weil eine Sau den Spieß umgedreht hat

Kolumne von Helmut Zeller

Jetzt geht es wieder den Wildschweinen an den Kragen. Halali. Männchen in Grün - neuerdings auch eine steigende Zahl von Waidfrauen - rücken zur sogenannten Drückjagd in die spärlichen Dachauer Wälder aus. Dem schlauen Schwarzwild ist die Gendergerechtigkeit im Waidhandwerk übrigens völlig wurscht. Kugel bleibt Kugel, und sie brennt ein Loch ins Fell. Sauen gelten als "schusshartes Wild". Klar, die Viecher wollen partout nicht sterben. Deshalb empfiehlt die Branche alle Gewehre entsprechenden Kalibers, mindestens sieben Millimeter. Repetierer, Selbstladebüchsen, Doppelbüchsen und Bockbüchsen hätten den Vorteil des "schnellen zweiten Schusses", was auf Drückjagden fast schon ein Muss sei. Wahrscheinlich deshalb, weil die grünen Männchen und Frauen selten eine "saubere Kugel" schießen. So eine Sau, die einfach nicht umfällt, kann einem schon den ganzen Spaß verderben.

Apropos saubere Kugel: Eine unsaubere trifft schon mal einen stolzen Waidmann selbst, auch einen treuen Jagdhund oder einen Waldspaziergänger. Aber natürlich nicht bei uns im Landkreis. Das geschieht immer woanders, neulich in Külsheim bei Stuttgart. Ein 60-Jähriger hielt im Jagdeifer den Hund eines anderen Jägers für ein Wildschwein. Die Folge: Nicht Sau, sondern Hund tot! Der Hundehalter prügelte in einem plötzlichen Anflug von Tierliebe den unglücklichen Schützen ins Krankenhaus. "Peta" - die schon wieder - spricht von mehreren Dutzend Menschen, die jedes Jahr von Hobbyjägern getötet und verletzt werden. Im Landkreis müsse aber niemand Angst haben, wenn er Schüsse höre, betont Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau, "denn die Sicherheit steht bei der Organisation einer solchen Jagd immer an erster Stelle".

Deshalb sitzen die Jäger auf "Drückjagdböcken", von denen aus das Geschoss garantiert in den Boden einschlägt - und nicht durch die Luft fliegt, wie auch schon geschehen, und in einem Garten vielleicht ein Bienenvolk massakriert. Gerade jetzt, nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen das Artensterben. Hierzulande aber warnen Schilder die Spaziergänger und werden die Jagdgebiete mit rot-weißen Trassierbändern abgesperrt. Verkehrsschilder warnen die Autofahrer. Ein "Geschwindigkeitstrichter" soll sie veranlassen, die "Gefahrenstelle" (Wittmann) mit angepasstem Tempo zu passieren. Wer das nicht beherzigt oder so dämlich ist, dass er die Absperrung übertritt, dem bleibt hoffentlich zumindest der schnelle zweite Schuss erspart.

Aber das wird schon: "Die Jagd dauert meistens nur ein paar Stunden, dann können Sie den Waldspaziergang wieder ganz normal genießen und fahren Sie bitte auf betroffenen Straßen aufmerksam", appelliert Wittmann. Wildtiere oder Jagdhunde könnten plötzlich die Straße queren - oder auch ein Jäger, weil eine Sau den Spieß umgedreht hat.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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