Süddeutsche Zeitung

Mitten im Landkreis:Phantom auf vier Pfoten

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Um den entlaufenen Hund Chucky ist ein Hype ausgebrochen, wie er im Landkreis Dachau wohl noch nie einem Tier zuteil wurde

Von Benjamin Emonts

Hubschrauber überfliegen den Landkreis. Die Lichtkegel ihrer Scheinwerfer tanzen durch die Düsternis, Wärmebildkameras markieren jedes Lebewesen, durch dessen Körper noch Blut fließt. Unten am Boden kämpfen sich bewaffnete Agenten durch das Dickicht, mit Taschenlampen und Spürhunden suchen sie alles ab, Wiesen, Wälder, Bahnhöfe - monatelang. Doch der Mischlingsrüde Chucky bleibt verschwunden!

Zugegeben, das Bild, das gerade entstanden sein könnte, ist leicht überzeichnet. Chucky, wie gesagt ein Mischlingsrüde, wird weder von Hubschraubern noch von Agenten gesucht. Chucky ist auch nicht der "Beißer" oder der Goldfinger, denen James Bond einst hinterherjagte. Und doch muss man feststellen, dass es Chucky für sein zartes Lebensalter von zehn Monaten schon ziemlich weit gebracht hat. Um den entlaufenen Hund ist ein Hype ausgebrochen, wie er im Landkreis Dachau wohl noch keinem Tier zuteil wurde. Mittlerweile suchen fast 2400 Menschen, mehrere Suchhunde und ein Experten-Team nach dem Mischlingsrüden, der am letzten Augusttag in Dachau entlaufen ist. Seitdem ist der scheue Hund zu einem wahren Phantom avanciert. Wann immer er gesichtet wird - ob in Karlsfeld, Dachau, Arnbach, Allach oder Röhrmoos - ist er auch schon wieder weg. Die Einsatzzentrale, die von Frauchen Tatjana Oswald geleitet wird, hat inzwischen mehr als 6000 Flyer verteilt. Die irrwitzige Fahndung läuft seit Monaten auf Hochtouren. Chucky aber trotzt dem steigenden Druck - und will sich partout nicht fangen lassen.

Sein Frauchen hat am Dienstag nun einen Facebook-Post an ihn persönlich gerichtet: "Wo bist Du nur? Zeig Dich endlich mal wieder, damit wir wissen, dass Du okay bist! Wir lieben und vermissen Dich sehr, lieber Bubi. Du bist ein so unfassbar toller Hund!", so lauten die liebevollen Zeilen. Tatjana Oswald bittet alle Agenten und Hubschrauberpiloten aus dem Landkreis um sachdienliche Hinweise unter 0176/28 02 11 63. Es ist Vorsicht geboten: Das Phantom könnte überall sein.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2015
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