Mitten im Landkreis:Mein Gott, die Bahn

Das Unternehmen lässt nicht nur Pendler verzweifeln, sondern auch Bürgermeister

Von Robert Stocker

Alle reden vom Wetter. Wir nicht", lautet ein bekannter Slogan der Bahn. Soll heißen: Wenn Autos im Eis und Schnee stecken bleiben, geht der Zugverkehr munter weiter. Dass die Bahn da ein bisschen den Mund zu voll nimmt, davon können auch die S-Bahn-Fahrgäste ein Liedchen singen. Wenn im Herbst auf den Gleisen ein paar Blätter liegen und der Bremsweg der Züge länger wird, ist es mit der Pünktlichkeit vorbei. Beim ersten Frost gerät der Fahrplan völlig aus den Fugen. Festgefrorene Weichen und Oberleitungen lösen oft ein Chaos auf der Stammstrecke aus.

Der Umgang mit der Bahn ist nicht immer leicht. Das müssen auch Kommunen im Landkreis erfahren. Bürger und auch die Stadt Dachau waren bass erstaunt, als plötzlich Sträucher an der ICE-Strecke abgeholzt wurden. Der Grund: Die Schallschutzwände werden ausgetauscht. Selbst der Oberbürgermeister hatte davon nur aus der Zeitung erfahren. Dass die Bahn ihn darüber informiert, ob und wann der Übergang zum Waldfriedhof wieder geöffnet wird, diese Hoffnung hat Florian Hartmann längst aufgegeben. "Die Bahn, das ist der Wahnsinn", seufzte er.

Sein Amtskollege in Markt Indersdorf ist ähnlich verzweifelt. Franz Obesser hat irgendwie das Gefühl, dass er bei Buchbinder Wanninger landet, wenn er von der Bahn etwas wissen will. Als er Beschwerden von Bürgern nachging, die sich über das ständige Pfeifen der S-Bahn beklagen, war er nach einem Briefwechsel und vielen Telefonaten im Prinzip genau so schlau wie zuvor. Eine Mitarbeiterin hatte ihm kryptisch geantwortet. Als der Bürgermeister nachfragte, erklärte sie, dass sie nicht mehr zuständig sei. Ziemlich rätselhaft, diese Bahn. Ein wirklich unbekanntes Wesen.

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