Mitten im Landkreis:Die Bazille ist immer Sieger

Ingwertee, frische Luft, Vitamine. All dies hilft nichts, wenn die letzte Erkältungswelle des Winters auf einen zurollt

Von Anna-Sophia Lang

Der Winter ist vorbei. Fast. Noch ist er kräftig genug, um die sich nach Frühling sehnenden Menschen im Landkreis auch noch an der letzten Erkältungswelle teilhaben zu lassen. Dabei könnte es doch jetzt endlich einmal vorbei sein. Man hat doch gekämpft. Hat alles aufgeboten. Ist morgens zu Fuß die Martin-Huber-Treppe hochgestapft, um sich fit zu halten, während die Kollegen lachend im beheizten City-Bus vorbeifuhren. Hat sich mittags im Laden in der Altstadt mit Ingwer eingedeckt und ihn später zu Tee verkocht, der einem die Tränen in die Augen treibt. Bei der Gelegenheit hat man sich gleich noch in der Apotheke mit allerlei Pillen und Pülverchen eingedeckt, um das Immunsystem mit allem voll zu pumpen, was auch nur im Entferntesten helfen könnte. Vitamin C, Vitamin D, Vitamin B. Zink, Magnesium und Eisen durften natürlich auch nicht fehlen. Das Ganze am liebsten als integrierte Gesamtkomplex-Tablette oder in Erkältungs-Tee auflösbare Brause mit Orangengeschmack.

Zweiter Teil der Strategie war die Anpassung des täglichen Umgangs mit bereits erkälteten Mitmenschen: Fahrten mit der S2 wurden nur mit hinter dem Schal verstecktem Gesicht gemeistert. Wer ganz sicher gehen wollte, nahm gleich das Auto statt der Bahn. Nieste der Schreibtischnachbar, wurde unverzüglich das Fenster aufgerissen. Kam der Kollege aus dem Büro gegenüber schniefend die Treppe herauf, blieb nur die Flucht in den nächstbesten, leeren Raum. Alle halbe Stunde wurde das Desinfektionsmittel gezückt, Türklinken wurden nur noch mit Handschuhen angefasst. Zu groß die Gefahr, mit den Bazillen in Berührung zu geraten, die einen anderen umschwirren. Während sich die bislang verschonten Kollegen hinter vorgehaltener Hand lustig machten, dachte sich der Vorsichtige: "Ihr werdet schon noch sehen."

So ging es eine Weile hin und her. Der Anti-Erkältungs-Einsatz wurde langsam Routine. Dann schlichen sich die ersten Unaufmerksamkeiten ein. Erst war plötzlich der Ingwer alle. Kurz darauf vergaß man, den Locher des hustenden Kollegen zu desinfizieren. Irgendwann, in Gedanken verloren, betritt man die Treppe im selben Moment wie der Kollege, der kurz vor dem Höhepunkt seiner Erkältung steht. Just als sich die Wege in der Mitte kreuzen, bricht ein gewaltiger Nieser aus ihm heraus. Da ist es um einen geschehen. Wie in Zeitlupe versucht man, sich weg zu ducken. Doch es hilft nichts. Am nächsten Morgen zeigt das Fieberthermometer 38 Grad an. Alle Mühe war umsonst.

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