Mitten im Landkreis:Bedrohung durch den Osterhasen

Palmkätzchen geben einen hübschen Festtagsschmuck ab. Aber den Bienen, denen der Frühblüher als Nahrung dient, schmeckt das gar nicht

Von Benjamin Emonts

Die Palmkätzchen haben nicht bloß einen schönen Namen, sie sehen auch entzückend aus. Die unten schwarz und oben silbrig-weißen Blüten, die an ihrer Spitze flauschig behaart sind, treiben zwischen März und April bereits aus. Schneidet man die Zweige ab, machen sie sich ganz prächtig in der Vase auf dem Küchentisch oder geschmückt mit bunt bemalten Ostereiern, die man mit einem Bindfaden an die Zweige anhängen kann. Schon historisch bedingt sind die Palmkätzchen im österlichen Brauchtum fest verankert. In der Bibel ist schließlich zu lesen, wie Jesus am Sonntag vor Ostern mit einem Esel in Jerusalem ankam und von den Menschen mit Palmwedeln begrüßt wurde. Weil es in Deutschland aber keine echten Palmen gibt, besinnen sich die Christen darauf, ihre Häuser stattdessen mit Palmkätzchen zu schmücken, um sich vor Ungemach zu schützen.

Dabei kann das Abschneiden der Palmkätzchen unter Umständen gegen das ungeschriebene, aber gewiss im Sinne der Christen stehende Gebot verstoßen: "Du sollst die Natur schützen." Das Landratsamt Dachau hat dazu am Mittwoch eine offizielle Pressemitteilung herausgegeben. "Die Palmkätzchen stehen übrigens unter Naturschutz", steht darin geschrieben. Gerade im Frühling seien sie nämlich eine dringend benötigte, erste Nahrungsquelle für die Bienen. Die eindringliche Aufforderung des Landratsamts: "Bitte schneiden Sie die Palmkätzchen nicht ab."

Zwei Sätze später allerdings relativiert die Behörde ihre vorösterliche Botschaft zumindest: "Es dürfen allenfalls Zweige in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf aus der Natur entnommen werden." Das Landratsamt verweist auf die sogenannte Handstraußregelung, die im Paragrafen 39 des Bundesnaturschutzgesetzes verankert ist. Demnach "ist erlaubt, an Stellen der Natur, die keinem Betretungsverbot unterliegen, bestimmte Pflanzen in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich zu entnehmen und sich anzueignen". Die Bienen werden es Ihnen aber verübeln.

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