Mitten im Flugzeug:Wenn eine Gitarre verreist

Gitarre reist nach Isarel, hier am Flughafen Wien

Sicher verpackt: Die Gitarre im Transitbereich des Wiener Flughafens. Anita Engelbrecht passt auf sie auf.

(Foto: Thomas Radlmaier)

Sie passiert souverän den Sicherheitscheck am Airport. Im Flieger und im Bus hat sie einen besonderen Platz. Über die Reise einer Gitarre von Indersdorf nach Jerusalem.

Kolumne von Thomas Radlmaier

Jimi Hendrix spielte sie hinter dem Rücken, er spielte sie mit den Ellenbogen. Er griff ihre Saiten mit den Zähnen oder leckte sie mit der Zunge. Er war zärtlich zu seinem Liebling, einer Fender Stratocaster. Doch Jimi Voodoo Child Hendrix konnte auch anders. 1967, beim Monterey Pop Festival, warf er seine Gitarre auf den Bühnenboden, kniete sich vor ihr nieder, schüttete Benzin auf sie und zündete sie an. Danach zerschlug er sie. Damals war das irgendwie ein wild Thing. Heutzutage zerlegen kaum noch Rockstars ihr Equipement. Sind ja auch viel zu teuer die Verstärker, Schlagzeuge und Gitarren. Deshalb passen die Musiker auf ihre Instrumente auf, vor allem, wenn sie auf Tour sind. Und überhaupt ist es zwischen Gitarrist und Gitarre wie in einer guten Beziehung. Man gibt acht aufeinander.

Ein herzzerreißendes Beispiel großer Gitarrenliebe ließ sich auf dem Flug OS112 von München über Wien nach Tel Aviv beobachten. An Board war eine vierzigköpfige Delegation aus Indersdorf und Dachau. Die Gruppe war auf dem Weg nach Israel, um in einem Jerusalemer Krankenhaus an einem Festakt teilzunehmen. Dort sollte sie unter anderem einen Song performen, das "Greta-Fischer-Schullied". Das ist wiederum eine andere Geschichte.

Im Bus nach Bethlehem hat sie eine Zweierbank für sich allein

Wichtig ist, dass die Gruppe eine Gitarre im Schlepptau hatte, eine hellbraune Akustikgitarre, handgemacht in den Siebzigern und mit nigelnagelneuen Saiten. Ein wahre Schönheit. Jahrelang hatte sie in einer Dachauer Jugendhilfeeinrichtung ihre Dienste getan. Jetzt sollte sie ihren großen Auftritt bekommen. Damit sie in einem Stück in Israel ankam, war sie doppelt verpackt. Sie lag in einer Gitarrentasche. Drum herum wurden Handtücher als Schutzpanzer gebunden. Und um die Handtücher war eine Schutzfolie mit Panzertape geklebt.

Auch der Flugabfertigung am Airport war die Bedeutung der Gitarre bewusst. So durfte sie sogar als Handgepäck mitreisen, nachdem sie den Sicherheitscheck souverän passierte. Im Flieger lag sie zwischen Koffern in der Ablage über den Sitzen. Im Reisebus von Tel Aviv nach Bethlehem hatte sie eine Zweierbank für sich allein. Bei ihrem Festaktauftritt glänzte sie schließlich auf der Bühne. Während die Reisegruppe nach vier Tagen wieder nach Hause flog, blieb die Gitarre als Gastgeschenk in Israel. Sie wird nun von Kindern an einer Schule in einem Kibbuz bei Jerusalem gespielt. Hier ist sie sicher.

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