Mitten im Festzelt:Der König der Kabarettisten

Die Freiwillige Feuerwehr Odelzhausen feiert Jubiläum und hat dazu einen Unterhaltungskünstler eingeladen. Leider ist er nur zweite Wahl

Von Helmut Zeller

Keine Frage, bei Kabarettist Stefan Kröll bleibt kein Auge trocken, aber am 8. September in Odelzhausen ist er halt nur ein Ersatz für einen Größeren seines Fachs. Die Freiwillige Feuerwehr feiert 140-jähriges Jubiläum, und da wäre eigentlich nur einer in Frage gekommen: Staatsminister Markus Söder (CSU). Das war rasch vereinbart, weil der Söder eh wahnsinnig gern und oft ins Dachauer Land kommt. Jetzt ist er aber, wie es plötzlich heißt, durch politische Verpflichtungen verhindert. Ja, was heißt das denn? Der wird sich doch nicht an diesem Festtag des Ehrenamts in München mit diesen Apple-Gestalten treffen, von denen die EU Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe verlangt. Das lehnt Söder ab, weil er - so der Titel seines neuesten Kabarettprogramms - einen "Handelskrieg mit den USA" abwenden will.

Nicht nur die Handvoll CSU in dem 4250-Seelen-Dorf ist tief betrübt, der ganze Kreisverband hätte mal wieder aus vollem Herzen lachen wollen - auch über die Satire-Evergreens des Finanz- und Heimatministers. Seine Tiraden über "typisch deutsche Tugenden wie Leistungsbereitschaft, Pünktlichkeit und Disziplin". Oder die aufpolierte Nummer "Kopftuchverbot" in Schulen: Der Minister schlüpft gerne in die Rolle eines Verteidigers "unserer Werte, Sitten und Bräuche", kurz der "Leitkultur": Die Burka gehöre nicht dazu - "jeder, der hier leben will, ein Aufenthaltsrecht hat, arbeitet und Steuern zahlt, ist willkommen", sagt er. Steuern? Und Apple? Na, manchmal können es auch ein bisschen weniger Steuern sein, Hauptsache, die von Apple tragen keine Burka. Übrigens trifft Söder nicht die Steuerkünstler, er soll nach Berlin müssen, um in der Erbschaftssteuerreform das Schlimmste zu verhindern - dass der Gemeinschaft etwas Geld zufließen könnte.

Klar, das ist wichtig, die CSU vermisst dennoch ihren König der Kabarettisten. Wie schön war das aber auch, als er im Duett mit Landrat Stefan Löwl beim Landkreisempfang in der Baselitz-Ausstellung - die Wahl des Orts war schon gelungene Satire - über die CSU so überzogen lobend herfiel, dass sie bald keiner mochte. Aber die Feuerwehr muss gar nicht so traurig sein. Es soll schon Zusagen von Besuchern geben, gerade weil der Heimatminister nicht dahoam ist. Apropos Feuerwehr: Odelzhausen hat wirklich eine engagierte Truppe, aber seit wann sind 140 Jahre ein Jubiläum? Sei's drum: Um 18 Uhr ist im Odelzhausener Volksfestzelt Bieranstich - ohne Söder und Burka, aber im Einklang mit Sitte und Brauchtum.

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