Mitgliedschaft in Arbeitsgemeinschaft:Die fahrradfreundliche Kommune

Die Freien Wähler möchten, dass Dachau einer Arbeitsgemeinschaft beitritt und Synergieeffekte nutzt. Die Stadträte begrüßen den Vorschlag, wollen aber aus Kostengründen erst ihr eigenes Radwegkonzept fertigstellen

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Verkehrsbelastung in der Stadt nimmt zu, Staus sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig ist die Luft mit Feinstaub und Schadstoffen belastet. Wie erschreckend hoch schon jetzt die Stickoxidwerte im Stadtgebiet sind, hat eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie aufgezeigt. Weil aber Dachau und die Region weiter wachsen, wird sich die Mobilität verändern müssen. Und gerade auf kurzen Strecken wird dabei dem Fahrrad mehr Bedeutung zukommen.

Fahrradparkhaus

Schon jetzt fördert die Stadt Dachau den Radverkehr. Sichtbares Zeichen ist das neue Radlparkhaus am Bahnhof. Der Bau wurde im Dezember eröffnet.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Schon jetzt fördert die Stadt den Radverkehr, sichtbares Zeichen ist das im Dezember eröffnete Radlparkhaus am Bahnhof. Auch ein Radverkehrskonzept ist in Arbeit. Um Ideen anderer Gemeinden aufzunehmen, soll die Stadt auch der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) beitreten, haben die Freien Wähler per Antrag gefordert. Ein Vorschlag, der im Umwelt- und Verkehrsausschuss auf positive Resonanz stieß. Allerdings will man sich Zeit lassen, bis das städtische und das Landkreiskonzept zum Radverkehr stehen. Auch wünschen sich die Stadträte noch mehr Informationen. Vor allem, ob Dachau als AGFK-Mitglied einen eigenen Radverkehrsbeauftragten braucht, ist im Gremium noch umstritten.

Auch München und benachbarte Kreisstädte sind Mitglied der Arbeitsgemeinschaft

Dachau muss das sprichwörtliche Rad nicht neu erfinden, sondern sollte auch Expertise und Wissen anderer Kommunen für sich nutzbar machen. Diese Idee steckt hinter dem Antrag der Freien Wähler, dem Arbeitskreis fahrradfreundlicher Kommunen beizutreten. Dieser Vereinigung gehören 49 Städte und Gemeinden an, darunter die Landeshauptstadt München, aber auch Orte wie Freising, Erding und Fürstenfeldbruck. Im AGFK tauschen diese Kommunen Erfahrungen aus, informieren sich über Fördermöglichkeiten und nutzen Synergieeffekte. Wer Mitglied werden möchte, muss zunächst keine Kriterien erfüllen. Vielmehr schaut sich eine AGFK-Kommission einen Tag lang die Situation im jeweiligen Ort an, gibt Feedback und Handlungsempfehlungen für Verbesserungen. "Diese Liste gilt es dann abzuarbeiten, wenn wir Mitglied werden wollen", erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) den Stadträten im Ausschuss. Vier Jahre später beurteilt eine AGFK-Kommission, ob Dachau die Auszeichnung einer "fahrradfreundlichen Kommune" erhalten soll.

Fahrradparkhaus

Schon jetzt fördert die Stadt Dachau den Radverkehr. Sichtbares Zeichen ist das neue Radlparkhaus am Bahnhof. Der Bau wurde im Dezember eröffnet.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wenn Dachau also eine Mitgliedschaft in dem Arbeitskreis anstrebt, "ist das ist mit Geld verbunden", wie der OB erklärte. Bauliche Maßnahmen werden nötig werden und ein paar zusätzliche Radschutzstreifen, die sich preiswert auf der Fahrbahn anbringen lassen, werden vermutlich nicht ausreichen. Allerdings ist es damit nicht getan. Vielmehr müssten Mitglieder aktiv mitarbeiten in Gremien, Projekten und internen Arbeitskreisen. Das erfordere Personal, so der Oberbürgermeister. "Alle AGFK-Kommunen haben einen Radverkehrsbeauftragten." Doch genau das, nämlich zusätzlich Personal einstellen, wollen die Freien Wähler nicht. Die Aufgaben solle der städtische Verkehrsplaner Justus Hoffmann erfüllen. "Wir möchten keine neue Stelle schaffen", erklärte Robert Gasteiger (FW), dessen Fraktion den Antrag stellte. Auch die CSU will "das Thema Verkehr in einer Hand lassen". Doch Günter Heinritz (SPD) erwartet sich mit einer AGFK-Mitgliedschaft einen "Motivationsschub, und das braucht Arbeitszeit". Zudem könne der städtische Verkehrsplaner nicht weitere Aufgaben schultern, betonte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD). Auch Bauamtsleiter Michael Simon warnte, den Mitarbeitern der Verwaltung immer mehr Aufgaben aufzubürden. "Das werden zu viele Hochzeiten, auf denen wir tanzen." Da Eile nicht geboten ist, will die Stadt abwarten und eine AGFK-Mitgliedschaft erst anstreben, sobald das eigene und auch das vom Landkreis erstellte Radverkehrskonzept vorliegen. Bis dahin wird die Verwaltung vertiefte Informationen einholen über die Aufgaben der Radverkehrsbeauftragten in den aktuellen AGFK-Gemeinden. Danach wird der Umwelt- und Verkehrsausschuss erneut beraten.

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