Mit Liveübertragung:Ganz nah dran

Das 67. Bergkriterium bringt in die Altstadt die Atmosphäre der Tour-de-France. Der Veranstalter, der Radsportverein Soli Dachau, erwartet wieder Tausende von Besuchern. Die Veranstaltung ist auch ein Triumph des Ehrenamts

Von Selina Hilpert, Dachau

Am 15. August ist es wieder soweit: Die beschauliche Dachauer Altstadt verwandelt sich für große und kleine Radsportfans, Alt und Jung, für Familien und alle Interessierten aus nah und fern in die Radsportstadt Bayerns. Als Gastgeber eines der traditionsreichsten Rundstreckenrennen rund um den Dachauer Berg erwartet der Veranstalter Soli Dachau, die Stadt Dachau sowie zahlreiche Sponsoren etwa 3000 Besucher aus ganz Bayern. Die Besucher dürfen sich auf spannende Rennen und ein ausgesuchtes Rahmenprogramm freuen, wenn der Startschuss zum bereits 67. Dachauer Bergkriterium an Maria Himmelfahrt fällt.

Soli-Vorsitzender Wolfgang Moll und der Verein haben sich für dieses Jahr eine Neuerung einfallen lassen, um alle Besucher intensiv am Wettstreit der Radfahrer teilhaben zu lassen: Es wird eine Liveübertragung der Geschehnisse von der Rennstrecke auf zwei große Leinwände geben. Als namhafte Kommentatoren konnten dafür Sportreporter Axel Müller vom Bayerischen Rundfunk sowie Radsportkenner Berti Limmer gewonnen werden.

Nach der Tour-de-France erleben die Besucher hautnah, was den Radsport ausmacht: Anstrengende Aufstiege, riskante Überholmanöver, faszinierende Abfahrtsgeschwindigkeiten aber auch die Begeisterung am Rande der Radstrecke. Ob Elitefahrer, Nachwuchstalent oder Hobbysportler- sie alle werden begleitet und unterstützt von der grandiosen Tour-de-France -Atmosphäre rund um den Dachauer Berg. Weit über die Grenzen der Großen Kreisstadt hinaus hat die alljährliche Radsportveranstaltung während der Volksfestzeit schon Kultstatus erreicht.

Bergkriterium

Das Hauptrennen der Profis im Jahr 2017. Auch heuer nehmen gut einhundert Sportler teil, ein breit gefächertes Fahrerfeld aus deutschen wie ausländischen Profis und Hobbyrennradfahrern.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Am diesjährigen Renntag werden circa 150 Sportler erwartet, ein bunt gefächertes Feld aus Profi- und Freizeitradlern. 1375 Kilometer ist eine Runde lang. Ganze 44mal ist diese von der Eliteklasse zu bezwingen, was insgesamt 60,5 Kilometer ergibt. Als besondere Schwierigkeit gilt der steile Anstieg den Altstadtberg hinauf und die holprige Abfahrt über das historische Kopfsteinpflaster Dachaus vom Rathausplatz die Augsburger Straße hinunter.

Der Startschuss fällt um zwölf Uhr am Rathausplatz. Den Auftakt macht die Hobbyklasse - das beliebte Rennen für Jedermann. Zehn Runden lang muss von den Sportlern kräftig in die Pedale getreten werden. Darauf folgen die unterschiedlichen Kinderjahrgänge, auch "Fette Reifen"-Rennen genannt, die auf ein bis zwei Runden ihr Können zeigen. Anschließend treten die Senioren ihren Wettstreit an, welche ganze 24 Runden bezwingen werden. Die zwei Zuschauerhighlights gibt es zum Schluss: Das bayerische Sichtungsrennen der U 17 wird um 14.15 Uhr über 22 Runden starten sowie das Wettrennen der Eliteklasse, für das der Startschuss um 15.15 Uhr fällt. In allen Kategorien sind Athleten aus Bayern und ganz Deutschland vertreten sowie Teilnehmer aus dem europäischen Ausland. Besonderen Wert legt das Dachauer Bergkriterium darauf, nicht nur Profisportlern, sondern auch dem Nachwuchs und ambitionierten Hobbyfahrern eine professionelle Bühne zu bieten.

Nicht fehlen darf bei solchen Besucherzahlen natürlich ein umfangreiches Rahmenprogramm, welches die Organisatoren zusätzlich auf die Beine stellen. Livemusik wird das Spektakel musikalisch umrahmen, während ein reichhaltiges kulinarisches Angebot für die Stärkung zwischendurch sorgt. Die kleinen Radfans kommen beim Kinderprogramm voll auf ihre Kosten. Gewinnspiele, Infostände und ein Gang über das Dachauer Volksfest runden einen entspannten Familiennachmittag ab.

Mit Liveübertragung: Für Wolfgang Moll, Vorsitzender des Radsportvereins Soli Dachau, ist das Bergkriterium ein sportlicher Höhepunkt des Jahres.

Für Wolfgang Moll, Vorsitzender des Radsportvereins Soli Dachau, ist das Bergkriterium ein sportlicher Höhepunkt des Jahres.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ihren Ursprung nahm die wohl bekannteste Dachauer Sportveranstaltung rund um die Feierlichkeiten zur Stadterhebung im Jahre 1933. In diesem Rahmen wurde damals das erste Rennen ausgetragen. Es entwickelte sich über die Jahrzehnte trotz einiger rennfreier Jahre in der Anfangszeit zu einem Magneten für namhafte Radprofis.

Heute agiert der 110 Jahre alte Traditionsverein Soli Dachau unter der Leitung seines Vorsitzenden Wolfgang Moll als Veranstalter und Organisator. Stadtrat und Tourismusreferent Wolfgang Moll (parteifrei), seinerzeit Fußball- und Eishockeyspieler, kam nach einem Kreuzbandriss zum Radsport und machte dort seinen Weg. Als aktiver Fahrer schaffte es Moll bis in die zweithöchste Amateurklasse, und er weiß daher genau, was der Radsport den Fahrern abverlangt und welche Kriterien einen erfolgreichen Sportbetrieb ausmachen. Der ambitionierte Dachauer leitet, unterstützt durch seine Familie, seit mehr als zwanzig Jahren ehrenamtlich und mit sehr viel Herzblut den circa 500 Mitglieder starken Verein Soli Dachau und wirkt selbst zum 28. Mal verantwortlich am Dachauer Bergkriterium mit.

Ehrenamt ist in diesem Zusammenhang ein gutes Stichwort und bekommt eine völlig neue Dimension, wenn man sich den Umfang des Radsportklassikers ansieht: Rund 100 Helfer stellen sich jedes Jahr freiwillig zur Verfügung, um die Großveranstaltung auf- und abzubauen sowie zu begleiten. Einige von ihnen sind schon seit 1973 dabei, also seit 45 Jahren. Vom Tragen und Aufstellen der vielen notwendigen Absperrgitter bis hin zur Haftung liegt alles in der Hand von freiwillig Engagierten, die keinen finanziellen Vorteil ziehen und dennoch Jahr für Jahr die Organisation und Durchführung bewerkstelligen.

Bergkriterium

Auch Tausende von Besuchern werden wieder am Rand der Rennstrecke durch die Altstadt ihre Favoriten anfeuern.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die große Vorfreude und Erwartung aller Sportler und Besucher an dieses besondere Radrennen, lässt nur zu leicht vergessen, dass es sich um eine rein unentgeltliche Leistung der Verantwortlichen handelt. Dennoch wird hohe Professionalität mit viel Veranstaltungserfahrung an den Tag gelegt, die für den reibungslosen Ablauf unerlässlich sind.

Mit den vielen Sponsoren und Förderern, unermüdlichen Helfern und Unterstützern ist es möglich, das 67. Dachauer Bergkriterium auf die Beine zu stellen. Im deutschen Radbusiness ist es das einzige verbliebene Rennen dieser Art.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: