Mit jugendlichem Elan:Der Selbstbewusste

Lesezeit: 3 min

CSU-Kandidat Christian Blatt profiliert sich als Fachmann für die kommunale Verwaltung und ist der jüngste Bewerber

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Könnte man auf die anstehende Bürgermeisterwahl in Erdweg Wetten abschließen - die Quoten wären klar verteilt. Für einen Sieg des amtierenden Zweiten Bürgermeisters Christian Blatt, der die Geschäfte der Gemeinde bereits seit Ende Januar leitet, wäre die Gewinnausschüttung allerdings lächerlich klein. Der 33-jährige CSU-Kandidat gilt als klarer Favorit und tritt dementsprechend selbstbewusst auf. Bei seiner Vorstellungsrunde im Walkertshofener "Bockschneider Wirt" ist ein Zuhörer derart beeindruckt, dass er sagt: "Do red doch da neie Seehofer." Und ein anderer Dorfbewohner fragt besorgt: "Haben wir Dich dann länger als Bürgermeister oder gehst Du dann in den Landtag?"

Die Erdweger ahnen, dass der 33-Jährige das Potenzial hat, als junger Bürgermeister eine Ära in der Gemeinde zu prägen. Andererseits haben sie ihn als einen ehrgeizigen jungen Menschen kennengelernt, dem ein rascher politischer Aufstieg durchaus zuzutrauen wäre. Der Großberghofener hat sich seit der Niederlage bei der Kommunalwahl 2014 gegen den verstorbenen Bürgermeister Georg Osterauer (Freie Wähler) erstaunlich entwickelt. Blatt ist rhetorisch versiert, er tritt kompetent und gleichzeitig bürgernah auf, wenn er seine Zuhörer auch beim Vornamen anspricht. Bei Gemeinderatssitzungen oder Bürgerversammlungen wirkt er stets souverän. Der Mann hat seine Geschäfte offensichtlich im Griff.

Im Wahlkampf will er mit seiner Vita punkten, die sich für sein junges Alter durchaus sehen lassen kann. Blatt ist in der Gemeinde Erdweg aufgewachsen und hat in diversen Vereinen sein soziales Engagement unter Beweis gestellt. Er ist erster Schützenmeister bei den Landschützen Großberghofen und zweiter Kommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr. Beim Billard Sportverein Dachau, der immerhin Deutscher Meister ist, wirkt Blatt als Schatzmeister.

Beruflich hat sich der diplomierte Wirtschaftsingenieur in den vergangenen Jahren im Erdinger Landratsamt bewiesen. Als im Jahr 2015 immer mehr Flüchtlinge ins Land kamen, baute er in der Behörde federführend den Fachbereich Asylmanagement auf. "Das war eine Operation am offenen Herzen, eine große Herausforderung", sagt er. Als Leiter des Fachbereichs Asylmanagement hat er mittlerweile 29 Mitarbeiter und ein Budget von jährlich zwölf Millionen Euro zu verwalten.

Derzeit übt Blatt seinen Hauptberuf nur noch an drei Tagen pro Woche aus, um sich die restliche Zeit um die Geschäfte im Erdweger Rathaus zu kümmern. Im Gemeinderat setzt er Themen und hat die Idee zum inzwischen in Kraft getretenen Baulandmodell entwickelt. Sein Satz "Ich bin bereit" ist inzwischen zu einer Art Wahlslogan von Blatt geworden, auf seinen Plakaten beansprucht er "Kompetenz, Erfahrung und Weitblick" für sich. Der Mann verfolgt klare, pragmatische Ziele mit der Gemeinde, ohne von Luftschlössern zu träumen. Ein großes, zusammenhängendes Gewerbegebiet, wie es viele Gemeindebürger fordern, hält Blatt kurzfristig für unrealistisch. Stattdessen macht er sich dafür stark, die vorhandenen Potenziale zu nutzen und langsam zu expandieren, ohne die Vision eines einheitlichen Gewerbegebiets aus den Augen zu verlieren. Es gehe darum, den ansässigen Unternehmen neue Flächen zu bieten, damit diese nicht abwandern. "Denn sie sind unsere soliden Gewerbesteuerzahler."

Blatt setzt sich für ein moderates Wachstum der Gemeinde ein, stets unter der Prämisse, das "schöne Ortsbild zu erhalten". Die Gemeinde müsse zeitnah bedarfsgerechte Wohnformen für alle Altersstrukturen schaffen, darunter auch kleinere Einheiten, zur Vermietung und als Eigentum. Um dem Zuzug gerecht zu werden, müsse die Infrastruktur mitwachsen. Mittelfristig sei der Neubau eines Kinderhauses in der Gemeinde nötig. "Wir können den Bedarf derzeit nicht mehr decken." Und auch den begonnenen Breitbandausbau will er weiter vorantreiben.

Die Verlagerung des Sportplatzes von der Erdweger Jahnstraße auf ein Areal östlich der Bahnlinie befürwortet Blatt. Im Juli hat er dem Gremium einen Vorgehensplan vorgelegt, der bereits abgesegnet wurde. In einer ersten Planungsphase soll nun festgelegt werden, welche Größe und Anordnung das neue Sportgelände haben soll, bevor der nächste Bürgermeister mit Grundstückseigentümern in Verhandlungen tritt. "Das sind noch ganz dicke Bretter, die zu bohren sind."

Die Vereine in der Gemeinde und das ausgeprägte soziale und kulturelle Leben in den einzelnen Ortsteilen will der 33-Jährige weiter fördern. Den besorgten Bürgern hat er übrigens etwas zögernd geantwortet: "Ich habe schon das Ziel, das Bürgermeisteramt längerfristig auszuüben." Auf seinen Wahlplakaten und seinen Flyern sind die Buchstaben seiner Partei "CSU" nirgends zu entdecken, was bedeuten könnte, dass er doch keinen Aufstieg innerhalb der Partei anstrebt. Wahrscheinlicher ist aber eine andere Theorie: Die CSU hat in der Gemeinde seit Jahrzehnten keinen Bürgermeister gegen die Macht der Freien Wähler gestellt.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: