Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Sonnenräder im Nachthimmel

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Andreas Tügel aus Haimhausen zündet ein Musik-Feuerwerk.

Haimhausen/UnterschleißheimDie Stadt Unterschleißheim ist ein Stammkunde von Andreas Tügel und seiner Firma "Fire Ice and Magic" mit Sitz in Haimhausen, das ist ihr Glück. Seit vielen Jahren wird das Feuerwerk am Volksfest dort von Tügel () und seiner Mannschaft gestaltet. Nach den zwei Jahren Corona-Pause ist es in dieser Woche wieder soweit. Glück hat die Stadt, weil Tügel derzeit bei Weitem nicht alle Aufträge annehmen kann, die er hat - quasi eine Umkehrung der Corona-Situation. Zwei Jahre lang gab es überhaupt keine Live-Events, der Umsatz brach ein, fast alle Mitarbeiter suchten sich Nebenjobs, und man beantragte auch die Corona-Unterstützung. Allein Pyrotechnik für Filmdrehs war noch möglich, allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Ein kleiner Vorteil dieser Situation war, so Tügel, dass man neue kreative Ideen entwickeln konnte. Jetzt aber kann man viele davon nicht umsetzen, weil Personal und Material fehlt.

Zum einen nämlich haben sich viele Mitarbeiter der Branche verändert, sie arbeiten nun in einem anderen Metier. Zum anderen gibt es derzeit das Lieferkettenproblem, so Tügel. Denn Feuerwerk werde nicht immer in Deutschland produziert, sondern auch in Spanien, Italien und China. Vor allem Letzteres kann aufgrund langer Lockdowns nicht liefern, es gibt Containerknappheit. "Es ist derzeit schwer, an Rohstoffe zu kommen", sagt Tügel. Er sagt voraus, dass viele Festivitäten in diesem Jahr ausfallen oder verkleinert werden müssen, jedenfalls in Sachen Feuerwerk und Effekte.

Aber wie gesagt: Unterschleißheim hat Glück. Dort wird am Donnerstag, 9. Juni, gegen 22 Uhr ein Musik-Feuerwerk gezündet. Zu "überraschender Musik", wie Tügel sagt - mehr wird noch nicht verraten - werden von drei Scherenbühnen aus, also von erhöhter Position, Sonnenräder, Sprüheffekte, Bengalfeuer und vieles mehr genau passend zu den mit der Stadt gemeinsam ausgewählten Klängen den Himmel erhellen. Sollte es stark regnen, wird das Spektakel auf den Samstag verschoben, das entscheidet sich je nach Wetteraussicht am Mittwoch.

Hinter Tügel und seinen Leuten liegen "lange lange Wochen der Vorarbeit", sagt er. Mit einem Time Code ist alles haargenau programmiert, inklusive der zweieinhalb bis sechs Sekunden Verzögerung, die ein Feuerwerkskörper zwischen Zünden und sich am Himmel Entfalten hat. Am Donnerstag wird Tügel mit seinen Mitarbeitern "in unseren Bunker" fahren, wo die Feuerwerksmaterialien lagern, diese einpacken und alles auf dem Volksfest aufbauen. Das dauert Stunden. Um 22 Uhr dann, wenn es losgeht, "werden wir auf Start drücken und uns zurücklehnen". Dann ist nichts mehr zu tun außer gemeinsam mit dem Publikum das Werk zu genießen - circa zehn bis 15 Minuten lang. Während die Besucher allerdings danach noch weiterfeiern, baut das Team von "Fire Ice and Magic" wiederum stundenlang ab.

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Quelle:
SZ vom 08.06.2022 / cw
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