Mehr Mobiliät:Beliebter Bürgerbus

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Sechs Ehrenamtliche fahren derzeit den Bürgerbus und helfen so ihren Nachbarn in entlegenen Weilern und Dörfern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Viermal pro Woche ist der Achtsitzer bereits verplant. Er ist für Leute gedacht, die nicht mobil sind, aber auch für Vereine

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Wer am Donnerstag zum Einkaufen möchte, kann sich in Bergkirchen von Ehrenamtlichen mit dem Bürgerbus abholen und zu den Märkten nach Günding chauffieren lassen. Das ist ein neues Mobilitätsangebot in der Gemeinde, in der viele kleine Weiler, aber auch Dörfer keinerlei Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr haben. Wer dort kein eigenes Auto hat oder vielleicht als älterer Mensch nicht mehr fahren möchte, kommt praktisch nirgendwo selbstbestimmt hin. Mit dem Achtsitzer will die Gemeinde jetzt ein neues Angebot schaffen. Und zwar für alle Bürger, wie Rathauschef Simon Landmann (CSU) jetzt bei der offiziellen Busvorstellung betonte. Denn ausleihen können das nagelneue Fahrzeug neben der Nachbarschaftshilfe auch Vereine und Privatleute, ein normaler Führerschein genügt.

Die Nutzung des Bürgerbusses ist kostenlos, wer den Bus ausleiht, wird um eine Spende gebeten. Schon in den ersten Wochen war das Gefährt häufig unterwegs, fuhr die Nachbarschaftshilfe Bürger aus den Moos-Ortschaften zum Seniorenclub nach Mitterndorf, Vereine haben angefragt für Fahrten zu Wettkämpfen und auch private Familienausflüge sind möglich. Ganz im Sinne der Gemeinde, wie der Rathauschef betont.

"Wir wollen, dass der Bus jetzt intensiv genutzt wird", sagt Landmann. Der Anstoß für den Bürgerbus kommt aus dem "Marktplatz der Generationen". Bei dem Projekt des Bayerischen Sozialministeriums, das vor allem die Bedürfnisse älterer Menschen in ländlichen Gemeinden in den Blick nimmt, macht Bergkirchen mit. Aus einem Workshop heraus kam die Idee für dieses Mobilitätsangebot. Der Gemeinderat entschied, einen Bus zu leasen, örtliche Firmen unterstützen das Vorhaben und sind dafür mit Werbung auf dem Fahrzeug vertreten. Kaum stand der Bus vor dem Rathaus, gab es die ersten Anfragen, erklärt Ute Hönle, die als Leiterin des Sozialbüros auch den Bus koordiniert. Viermal die Woche ist das Fahrzeug schon fest verplant, für die Nachbarschaftshilfe sitzen Ehrenamtliche am Steuer. "Ohne Euch ginge es nicht", dankte Landmann den Fahrern.

Jedes zusätzliche Mobilitätsangebot ist willkommen in Bergkirchen, wo die Bürger aktuell mit noch weniger öffentlichem Nahverkehr zurechtkommen müssen, als bisher schon. Denn zum Jahreswechsel endete das so erfolgreiche wie beliebte "Bergkirchen mobil". Nachdem der Taxiunternehmer, der als einziger Anbieter jahrelang dieses Angebot außerhalb des Busfahrplans bedient hatte, in den Ruhestand ging, fand sich kein neuer Partner.

Mit dem neuen Nahverkehrskonzept des Landkreises sollte das Busangebot schon von Dezember an intensiviert werden. Doch die bereits ausgearbeiteten Fahrpläne bleiben Makulatur, weil die Fahrer fehlen, erklärt das Landratsamt. Ein Ersatz für den Linienverkehr ist der Bürgerbus natürlich nicht. Aber er dennoch ein wichtiges Angebot, damit gerade auch ältere Bergkirchener weiter am aktiven Leben in der Gemeinde teilhaben können.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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