Leserbrief zum MD-Gelände:Eine Stadt von gestern? Eine Planung für morgen!

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Eine Stadt von gestern? Eine Planung für morgen!

MD-Umgestaltung - Zum Bericht "Ein Stadtpark bis zur Amper" am 28. Januar.

Die von Emil Kath aufgeworfenen Fragen sind berechtigt: warum das maßgebliche innerstädtische Entwicklungsgebiet in Dachau nach Vorgaben von gestern entwickeln? Wenn die Bearbeitung bisher 15 Jahre gedauert hat und noch kein Baurecht geschaffen ist, schadet es nicht, noch einmal zu prüfen, ob die Annahmen für morgen noch stimmen; in Teilen ist eine Fortschreibung sicherlich erfolgt, aber die Ziele der Stadtentwicklung sind in den Bereichen Klima, Verkehr, Nachhaltigkeit, Primärenergieverbrauch und Gemeinwohlorientierung stark verändert. Frühes Umplanen kostet allemal weniger als spätes Nachbessern oder Umbauen.

Die entscheidende Frage ist: Möchte die Stadt Dachau ihre Planungshoheit in die Hand nehmen und ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Modellquartier entwickeln (lassen) oder lieber von einem Investor ein paar zehntausend Quadratmeter möglichst schnell bebaut sehen? Ohne Frage: Der Investor wird - so oder so - daran verdienen, das soll er auch; die Stadt hat die Bedingungen und die Kostenaufteilung sicherlich mit einem städtebaulichen Vertrag gesichert, zugleich darf sie ihre kommunale Planungshoheit aber nicht zu billig aus der Hand geben.

Gerade die öffentlichen Grünflächen, der Zugang an die Amper und eine angemessene urbane Dichte sind für ein funktionierendes Quartier und somit für die neuen Bewohner*innen, aber auch für alle Dachauer*innen essentiell und - wie der Gegenvorschlag von Emil Kath nahelegt - noch nicht ausreichend bedacht.

Womit Oberbürgermeister Hartmann sicherlich nicht recht hat: Er hat zwar nur eine Stimme wie alle anderen Stadträte, ist aber doch der "primus inter pares", der eine Vision von einem nachhaltigen und zukunftweisenden neuen Stadtquartier forcieren kann, dies bei seiner Verwaltung einfordern darf und im politischen und öffentlichen Raum dafür werben und auch dafür brennen könnte - oder es bei einer Mehrheitsentscheidung für ein Stück konventionelle Stadt belässt; dies ist augenscheinlich nicht die schlechteste, aber sicherlich keine wegweisende Haltung.

Falls es am Dienstag zu einem Beschluss des Bebauungsplans, wie von der Verwaltung und somit der Isaria vorgetragen, kommt, kann man nur eine Änderung vor Abstimmung einer Fraktion herbeiwünschen, die bereits eine weitere ehrenamtliche Beteiligung lokaler Fachleute und des neu berufenen Klimaschutzmanagers ganz im Sinne der Stadtentwicklung und des Gemeinwohls zulässt. Die Einrichtung eines "ehrenamtlichen Fach- und Bürgerbeirats für das MD-Areal" zur Bildung einer zweiten Meinung für politische Entscheidungsträger und als Sparringspartner für Stadtbaumeister und Verwaltung wäre ein tolles politisches Zeichen gelebter Partizipation, den im Artikel von Gregor Schiegl geäußerten Wunsch der weiteren Diskussion auch außerhalb formaler Beteiligungsschritte jetzt zu etablieren. Auch mutig wäre es, da man sich so öfter und in gerechtfertigter Weise der breiten Diskussion stellen müsste. Der Entwicklung des Areals würde es nicht schaden. Genug qualifizierte Fachkollegen mit Ortskenntnissen, Erfahrung und Visionen sowie ohne wirtschaftliche Interessen an der MD gibt es ohne Zweifel in Dachau, nicht zuletzt das gemeinnützige Architekturforum und deren Mitglieder.

Vielleicht ist aber eine in die Zukunft gewandte Stadtentwicklung ja gar nicht das Ziel der Stadt Dachau, wir werden es in der Diskussion im Bauausschuss erleben.

Florian Plajer, Architekt Stadtplaner Regierungsbaumeister, Dachau-Süd

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