MD-Gelände in Dachau:Altlastenentsorgung wird teuer

Die Gutachten zur Altlastensituation auf dem MD-Gelände sind mit Spannung erwartet worden. Nun steht fest: Wer dort bauen will, muss viel Geld in die Hand nehmen.

Melanie Staudinger

Die Diskussion um Altlasten auf dem Gelände der stillgelegten MD-Papierfabrik in Dachau hat eine überraschende Wende genommen: Auf 15 Hektar des knapp 17 Hektar großen Areals können die Bodenverunreinigungen mit geringem Aufwand beseitigt werden.

MD-Gelände in Dachau: Die Entsorgung der Altlasten auf dem MD-Gelände dürfte laut Gutachter einen deutlichen Millionenbetrag kosten.

Die Entsorgung der Altlasten auf dem MD-Gelände dürfte laut Gutachter einen deutlichen Millionenbetrag kosten.

(Foto: Joergensen)

Auf der restlichen Fläche aber, so sagte Gutachter Axel Christmann am Dienstag im Bauausschuss, finden sich "höhere Belastungen". Die Entsorgung dürfte nach Schätzungen des Fachmanns einen "deutlichen Millionenbetrag" kosten.

Das städtische Bauamt hatte den Experten aufgrund einer Anfrage der ÜB-Fraktion eingeladen, in der diese Auskunft über bereits existente Altlastengutachten zum MD-Gelände forderte. Christmann erstellte nach eigener Aussage seit 2005 fünf Gutachten für die Industrieanlage inmitten der Stadt. Sie füllen 32 Ordner, die letzte stammt aus dem Jahr 2009.

Christmann zufolge ist die Situation vor allem im zentralen Werksgelände problematisch. Dort hat der Fachmann Schlacke, Mineralöle aus den Papiermaschinen und Lösungsmittelrückstände nachgewiesen. Solange die Gebäude stehen blieben, stelle das keine Gefahr dar. Zwölf Mal im Jahr werde das Grundwasser kontrolliert. Wenn dort aber neue Häuser gebaut würden, müssten die Altlasten auch entsorgt werden, erklärte er.

Über die genaue Höhe der Kosten könne er keine Angaben machen. Sie richte sich nach der künftigen Nutzung. Und die ist momentan noch nicht bekannt, weil der potentielle Investor seine Pläne erst im April im Bauausschuss vorstellen will. Entsteht aber beispielsweise ein Kindergarten, sind mehr Sanierungsmaßnahmen erforderlich als bei Gewerbebetrieben.

Auf dem ehemaligen MD-Sportplatz und dem Holzlagerplatz lagert laut Christmann Schlacke im Boden. "Wenn man aber zwei bis drei Meter des Bodens entfernt und den Aushub entsorgt oder verwertet, dann ist das Gelände ohne Einschränkungen nutzbar", sagte er.

Das MD-Areal steht seit 2006 leer. Damals verlagerte der finnische Myllykoski-Konzern seine Papierproduktion in das Werk nach Plattling. Seither sind die Debatten um die Zukunft des innerstädtischen Geländes nicht abgerissen.

Es gab einen Ideenwettbewerb, den das Darmstädter Architekturbüro Trojan und Trojan gewann. Die Thementische der Integrativen Stadtentwicklung erarbeiteten einen eigenen Vorschlag, der jedoch teilweise im Widerspruch zu den Empfehlungen der Münchner Beratungsgesellschaft Cima steht. Diese hatte wiederum im Auftrag von Myllykoski ein Einzelhandelsgutachten erstellt.

Kurz nach Weihnachten wurde bekannt, dass Myllykoski einen Interessenten gefunden hatte, mit dem der Konzern "sehr weit fortgeschrittene Gespräche führe", wie Karsten Bode, Director Business Development der Myllykoski Corporation, auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung bestätigte.

Im Januar präsentierte die Stadtverwaltung schließlich ein eigenes Gutachten zur Verwertbarkeit des MD-Geländes. Dessen Resultat: Weder die Nutzung des historischen Gebäudebestands noch Neubauten für Büros und bedarfsorientierten Einzelhandel bringen eine nennenswerte Rendite. Der Stadtrat will nun die Pläne des potenziellen Investors abwarten und dann über das weitere Vorgehen sprechen.

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