Süddeutsche Zeitung

Industriebrache:MD-Gelände: Altlasten auf 32 000 Quadratmetern Fläche

Im Juli beginnt die Entsorgung von 64 000 Kubikmetern Erde auf dem Holzlagerplatz der früheren MD-Papierfabrik

Von Viktoria Großmann, Dachau

Im Juli darf es nun losgehen auf dem ehemaligen Holzlagerplatz der früheren MD-Papierfabrik in Dachau: Altlasten sollen entfernt werden, der Holzlagerplatz ist dabei noch am wenigsten belastet. Trotzdem muss der Boden durchschnittlich zwei Meter tief ausgehoben werden.

Auf 32 000 Quadratmetern Fläche sollen insgesamt 64 000 Kubikmeter Erde abgegraben und abtransportiert werden. Das soll zwischen Juli dieses und Herbst nächsten Jahres geschehen. Die Dachauer Stadträte stimmten diesem Vorhaben im Bau- und Planungsausschuss geschlossen zu.

Die ausgehobene Erde soll aufgehäuft werden, dann werden Proben entnommen

Bereits im November erhielt der Investor, die Isaria DEG, die Erlaubnis, die Gebäude auf dem Holzlagerplatz abzureißen. Dazu gehörten die Entrindungsanlage, die bereits fast vollständig abgebaut ist, sowie eine Walzenanlage und ein Wohnhaus. Auf dem insgesamt 40 900 Quadratmeter großen Gelände wurde früher das Holz als Rohstoff für die Papierherstellung gelagert. Die Stämme wurden aus ihrer Rinde geschält, dann über die Transportbrücke über die Ostenstraße auf das Zentralgelände transportiert. Die Brücke ist ebenfalls nur noch teilweise erhalten.

Die Bodenbelastungen ergeben sich aus regelmäßigen Bodenauffüllungen zur Stabilisierung des Untergrundes. Dafür wurden zu Fabrikzeiten Ziegelbruch und Schlacken aus dem ehemaligen fabrikeigenen Kohlekraftwerk genutzt. Die ausgehobene Erde soll aufgehäuft werden, dann werden Proben entnommen. So wird von Fall zu Fall entschieden, wie und wo der Aushub entsorgt wird.

Im Vergleich zum zentralen Werksgelände ist die Schadstoffbelastung auf dem Holzlagerplatz gering. Schon vor Jahren hatte der Dachauer Bauunternehmer Herbert R. Ullmann, bis heute teilhabender Investor, zunächst dieses Gelände und erst dann das restliche MD-Gelände entwickeln wollen. Die Stadträte hatten das immer abgelehnt - aus Misstrauen gegenüber Ullmann. Befürchtet wurde, Ullmann könne nur das eher unproblematische Gelände gewinnbringend für den Wohnbau nutzen und den Rest als Industriebrache stehen lassen. Ullmann hatte das zurückgewiesen und erklärt, das restliche Vorhaben über den Holzlagerplatz finanzieren zu wollen. Dass er das ganze Gelände entwickle sei klar, niemand wolle neben einer Industriebrache wohnen.

Die Münchner Wohnungsbaugesellschaft Isaria hatte im August 2017 das MD-Gelände übernommen

Erst im vergangenen Jahr ist der Bebauungsplan, der stets als Ganzes verabschiedet werden sollte, dann doch parzelliert worden. Grund sind die langwierigen Verhandlungen mit der Bahn für die von der Stadt geplante Unterführung der Freisinger Straße unter die Bahntrasse hindurch. Sie hätten das komplette Bauprojekt über viele Jahre verzögert. Wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) nun im Bau- und Planungsausschuss erklärte, müssen, wenn dann irgendwann mal gebaut werden darf, an den Gleisen entlang zunächst die Gewerbebauten entstehen. Die Gewerbegebäude an der Bahn wirken als Schallschutzriegel für das neue Viertel. Erst wenn der Schallschutz gewährleistet ist, können Wohnhäuser entstehen. Das MD-Gelände wird das erste Großbauprojekt, auf dem die Dachauer Grundsätze der Baulandentwicklung angewendet werden. Die Stadt sichert sich damit gegen Infrastrukturkosten infolge des Zuzugs ab. Der Investor muss sich beteiligen. Außerdem wird Raum für Sozialwohnungen vorgehalten. Die Grundsätze wurden in einem Jahre dauernden Prozess mit Blick auf die Konversion der MD-Brache erarbeitet.

Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) erinnerte daran, dass die Stadt selbst überlegt hatte, das etwa 17 Hektar große Industriegelände zu kaufen. Unter anderem weil man annahm, dass der Boden bis zu sechs Meter tief ausgehoben werden müsse und die Kosten für die Altlastenentsorgung der Stadt über den Kopf wachsen könnten, habe man davon Abstand genommen. "Nun sind es nur zwei Meter", sagte Kühnel und erinnerte daran, das vorhergesagt zu haben. Die Münchner Wohnungsbaugesellschaft Isaria hatte im August 2017 das MD-Gelände übernommen. Sie ist auch in Allach und Karlsfeld aktiv. Das geplante Quartier hat die Isaria nach einem frühen Geschäftsführer der MD-Papierfabrik benannt, Louis Weinmann.

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SZ vom 28.02.2019
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