Die 52 Bewohner des Mehrgenerationenhauses der Maro-Wohnungsgenossenschaft an der Bayernwerkstraße in Karlsfeld können aufatmen. Wie Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt mitteilt, haben am Dienstag beim Abstimmungstermin am Amtsgericht München die Gläubiger einhellig dem vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt. „Mit der finalen Bestätigung des Gerichts ist damit ein entscheidender Schritt im Verfahren erfolgt“, so Anwalt Willrodt. Das Insolvenzverfahren könnte im Frühsommer abgeschlossen werden.
Seit ihrer Gründung hat die Maro-Genossenschaft insgesamt 246 Wohnungen an 18 Standorten in den Landkreisen rund um München errichtet, darunter Demenz- und Pflege-Wohngemeinschaften sowie Mehrgenerationenhäuser wie jenes in Karlsfeld. Doch ein Projekt im Kreis Ebersberg brachte die Maro finanziell ins Wanken: Die dortige Baustelle wurde wegen massiver Mängel stillgelegt, in der Folge stritten Auftraggeber und Baufirmen vor Gericht. Dadurch wurde eine Finanzierungszusage zurückgezogen und die Genossenschaft musste vor gut einem Jahr Insolvenz anmelden. Die Bewohner mussten seither fürchten, ihr Zuhause zu verlieren.
Die Angst müssen sie, wie Insolvenzverwalter Willrodt in einer Pressemitteilung erklärt, nun nicht mehr haben: „Alle bewohnten Anlagen bleiben im Bestand erhalten, und die Bewohner können auch künftig in ihren Wohnungen leben. Unsere gemeinsamen Anstrengungen in den vergangenen zwölf Monaten haben sich gelohnt.“ Die Mitglieder der Genossenschaft hatten erfolgreich um Spenden geworben und so das notwendige Rettungskapital zusammengebracht. Mit der Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubigerversammlung kann die Maro e. G. nach erfolgter Verfahrensaufhebung wieder eigenverantwortlich agieren.
Hoch zufrieden, dass die Sorge ein Ende hat, ist auch Angelina Cataneo, eine der beiden Sprecherinnen des Karlsfelder Hauses: „Ich persönlich habe zwar nicht gezweifelt, dass es gut ausgeht, aber ein Rest an Unsicherheit war doch da“, sagt sie und fährt fort: „Jetzt sind alle erleichtert.“ Das ganze Haus habe gejubelt. „Wir hoffen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.“
Die erfolgreiche Planerstellung für eine Genossenschaft ist laut Willrodt ein Novum und die Sanierung einzigartig in der Restrukturierungsbranche: „Meines Wissens hat es in Deutschland noch nie einen Insolvenzplan einer Wohnungsbaugenossenschaft gegeben.“ Wie es weitergehen wird, teilt Rechtsanwältin Marlene Scheinert mit: „Wir bearbeiten das Insolvenzverfahren nun planmäßig weiter, bevor es voraussichtlich im Sommer 2025 aufgehoben werden kann. Die erste Ausschüttung an die Gläubiger wird in den kommenden Wochen erfolgen.“ Die Insolvenzquote wird laut Scheinert voraussichtlich etwa 50 Prozent betragen und damit überdurchschnittlich hoch für die Gläubiger ausfallen.