Markt Indersdorf:Papierne Räuber

Das Theatrum Augustinum inszenierte auf der Minibühne im Chorherren Museum in Markt Indersdorf die Operette "Die Banditen" von Jacques Offenbach. Rasso Kaut hofft, auch junge Leute damit zu begeistern

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Was haben Bänker und Adlige mit Räubern gemeinsam? Einiges, glaubte zumindest Jacques Offenbach. Der Komponist und Musiker der Biedermeierzeit spottete in eleganten Pariser Salons über die Spitzbuben der höheren Gesellschaft und hielt ihnen den Spiegel vor. Der gebürtige Kölner, der in der französischen Hauptstadt Ruhm erlangte, frönte nicht nur der Musik, sondern auch der politischen Satire. Die schimmerte auch in seinen Werken durch. Zum Beispiel in der Operette "Die Banditen", die 1869 in Paris uraufgeführt wurde - eine Melange aus schwungvoller Musik und hintersinniger Ironie. Das Theatrum Augustinum bringt dieses Stück am kommenden Wochenende auf die Bühne. Mit Anspielungen auf manche Akteure in der Weltpolitik. "Das hat sich hier geradezu angeboten", sagt der "Intendant" des Indersdorfer Papiertheaters, Rasso Kaut.

Es geht um eine Räuberbande, für die ein Überfall auf eine Bank im Vergleich mit den Geschäftspraktiken eines Geldinstituts harmlos ist. Die Banditen planen einen großen Coup: Sie wollen einer Delegation des Fürsten von Granada die Kleider rauben, um an deren Stelle drei Millionen Euro in Empfang zu nehmen, die der griechische Prinz Diamanti dem spanischen Herrscher schuldet. Eigentlich sind es fünf Millionen, aber weil der Grieche die Tochter des spanischen Fürsten zur Frau nehmen will, sollen ihm zwei Millionen Euro Schulden erlassen werden. Wer auf so viel Geld verzichten kann, ist auch auf die restlichen Millionen nicht angewiesen, rechtfertigen die Räuber ihren Plan. Doch am Ende kommt alles anders, denn die Banditen haben nicht den griechischen Finanzminister auf ihrer Rechnung. Es geht also nicht nur um ein Räuberstück mit "unglaublich spritziger Musik", wie Rasso Kaut sagt. Sondern auch um Satire und Sozialkritik.

Die Welt der leichteren Muse

Das macht schon Wibke von Beust zwischen den Akten deutlich, die als Conférencier mit Zigarette am Bistrotisch verbindende Worte spricht. Sie stellt den Komponisten und Satiriker Offenbach vor und berichtet über die Verhältnisse der damaligen Zeit. Mit der Aufführung der Operette kehrt das Indersdorfer Papiertheater in die Welt der leichteren Muse zurück. Zuletzt hatte es den Filmklassiker "Der dritte Mann" aufgeführt, eine adaptierte Version unter dem Titel "Wer war der vierte Mann?" Opern und Operetten gehörten schon in der Vergangenheit zum Repertoire, etwa "Der Freischütz", "Die Zauberflöte" oder "Die Fledermaus". Alles heitere Stücke, bei denen die Musik ein wichtiges Element darstellt. Offenbachs Banditen sind dagegen nicht so bekannt, das Stück sei Jahre lang nicht aufgeführt worden, sagt Kaut. Seine Frau Barbara hat die Texte modifiziert und größtenteils in Versform umgeschrieben.

Das Fernsehen der Biedermeierzeit

Das Ehepaar will das Papiertheater lebendig erhalten. Seine Blütezeit erlebte diese Kunstform im Biedermeier. Die Bürger waren bildungshungrig und kulturbeflissen. Die kleine Bühne im großen Salon ersetzte den Besuch von Theater und Oper. Sie unterhielt und informierte die Zuschauer. Kaut: "Das Papiertheater war das Fernsehen der Biedermeierzeit." Das Theatrum Augustinum sei ein Indersdorfer Gesamtkunstwerk. Kaut spielt damit auf die Mitwirkenden und Helfer an, von denen viele aus der Gemeinde stammen. Die Bühne hat Schreiner Hans Haschner gezimmert, Hans-Jürgen Schulmayr hat die Elektrik gemacht, Gerhard Einhäuser, ehemals Chefarzt am Krankenhaus, ist für die Tontechnik verantwortlich. Auch örtliche Unternehmen sind beteiligt. Die Sparkasse unterstützt die Vorstellungen mit 300 Euro, die Kelterei Götschl stiftet den Prosecco, der ausgeschenkt wird. Die Einnahmen (der Eintritt kostet zehn Euro) gehen zu großen Teilen an die Volkshochschule und den Heimatverein.

Papiertheater Indersdorf

Bei einem Papiertheater müssen die Figuren, wie die Kaverllerie zur Offenbach-Operette von Rasso Kaut genau platziert werden. Premiere ist am Freitag, 24. März.

(Foto: Rasso Kaut/oh)

Die Theatermacher sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Sie wünschen sich, dass das Theatrum Augustinum eine Zukunft hat. Kaut: "Wir brauchen Nachwuchs, der das Projekt weiterführt.

Vorstellungen im Augustiner Chorherren Museum sind am Freitag, 24. März und Samstag, 25. März jeweils um 19 Uhr, am Sonntag, 26. März, um 15.30 Uhr. Kartenvorverkauf VHS Indersdorf, Telefon 08136 / 938835 oder 08136 / 8068744.

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