Markt Indersdorf:Grundbesitzer verzögern Netzausbau

Markt Indersdorf: Schon 2019 hat das Bayernwerk mit Plakaten für die Erdkabel zum nächsten Umspannwerk geworben. Überzeugt hat das aber nicht alle Grundbesitzer.

Schon 2019 hat das Bayernwerk mit Plakaten für die Erdkabel zum nächsten Umspannwerk geworben. Überzeugt hat das aber nicht alle Grundbesitzer.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Das Umspannwerk Neuried steht seit 2019. Was fehlt, ist ein Kabel zum Umspannwerk Oberbachern. Einige Anlieger wollen ihre Grundstücke dafür nicht hergeben. Demnächst startet das Planfeststellungsverfahren, dann droht die Enteignung.

Von Alexandra Vettori, Markt Indersdorf

Es gibt viele Gründe, warum es mit der Energiewende nicht so schnell voran geht, wie es sollte. Im Landkreis Dachau hakt es vor allem an den Einspeisemöglichkeiten. Einen Grund, warum der Netzausbau gar so zäh verläuft, kann man seit drei Jahren in Markt Indersdorf sehen.

Dort, genauer im Ortsteil Neuried, hat der Netzbetreiber Bayernwerk 2019 ein neues Umspannwerk gebaut. Ein solches ist nötig, um den dezentral produzierten Strom in das Netz einzuspeisen. An die nächste Ebene - das Höchstspannungsnetz - anschließen, kann das Bayernwerk sein Neurieder Umspannwerk aber immer noch nicht. Denn einige Landbesitzer geben die dafür nötigen Grundstücke nicht her - auch nicht für Erdkabel.

Das Genehmigungsverfahren startet in Kürze

In den nächsten Monaten stellt das Bayernwerk deshalb bei der Regierung von Oberbayern den Antrag auf Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für die Verlegung eines 110 Kilovolt-Hochspannungskabels. Und auch wenn Bayernwerk-Sprecherin Johanna Härtl betont, dass man sich lieber mit allen Eigentümern gütlich einigen würde, ist das Planfeststellungsverfahren die Voraussetzung für eine dann folgende Enteignung.

Eine Enteignung freilich, auch das betont Johanna Härtl, bei der die Grundeigentümer ihre Felder nach der Verlegung der Kabel wieder nutzen können. Lediglich die Grundbücher der betroffenen Grundstücke werden mit der Dienstbarkeit belastet, dafür erhalten die Eigentümer Entschädigungszahlungen. "Außerdem kommt das Bayernwerk für Nachteile bei der Bewirtschaftung oder Ernteausfälle auf", so Härtl.

Protest gab es von Anfang an

Von Anfang an haben Anwohner aus den umliegenden Ortschaften das Projekt sehr kritisch gesehen. Man fühlte sich vom Bayernwerk vorab nicht informiert, von der Gemeinde nicht ausreichend unterstützt und fürchtete Elektrosmog, den Verlust von Lebensqualität, die Landwirte sorgten sich um ihre Äcker. Axel Noack, Grünen-Gemeinderat aus Markt Indersdorf, erinnert sich: "Wir waren damals auch dagegen, weil wir eher durch Zufall von dem geplanten Standort erfahren haben." Der erste Standort sei auch sehr nah an Neuried gelegen. Die Proteste führten dann aber dazu, dass das Umspannwerk 2016 in größtmöglicher Entfernung zu den Ortschaften gebaut wurde, auf freiem Feld zwischen Neuried und Kleinschwabhausen. Außerdem sollten statt Oberleitungen nun Erdkabel verlegt werden.

2019 war das Umspannwerk fertig. Im Jahr darauf sollte mit dem Bau der neuen 110-Kilovolt-Leitung zum Umspannwerk Oberbachern begonnen werden, um den Strom auch in das Höchstspannungsnetz für den weiteren Transport einspeisen zu können. Gerade mittags wäre das sehr nötig, sagt Härtl, "da ist sehr viel Strom aus den Photovoltaikanlagen da, er kann aber derzeit nicht abgeleitet werden". Doch noch immer gibt es einige Grundbesitzer, die sich dagegen wehren. Dem Vernehmen nach wünscht man sich höhere Entschädigungszahlungen, befürchtet eine Erwärmung des Bodens durch das Erdkabel oder andere Beeinträchtigungen in der Zukunft.

Dass es fast drei Jahre gedauert hat, bis das Planfeststellungsverfahren beantragt wird, begründet die Bayernwerk-Sprecherin damit, dass das Unternehmen bilaterale Einigungen bevorzuge. Ein Planfeststellungsverfahren sei sehr aufwendig. Auch eine Beteiligung der Öffentlichkeit ist vorgesehen, während der die Pläne ausliegen und Betroffene Einwände äußern können. Beim Bayernwerk hofft man dennoch auf eine Genehmigung noch in diesem Jahr. "Dann könnten wir nächstes Jahr mit dem Bau beginnen", so Härtl.

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