Markt Indersdorf:Zeitgeschichte auf die Ohren

Markt Indersdorf: "Undeo oder Otto - zu wem gehört das Wappen?": Die Gedenktafel unter der Marktkirche ist Teil des Indersdorfer Hörpfades und ist von großer Bedeutung für den Ursprung der Stadt.

"Undeo oder Otto - zu wem gehört das Wappen?": Die Gedenktafel unter der Marktkirche ist Teil des Indersdorfer Hörpfades und ist von großer Bedeutung für den Ursprung der Stadt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Den eigenen Wohnort und historische Gebäude kennenlernen: Diese Möglichkeit haben Interessierte auf den akustischen "Hörpfaden" in Markt Indersdorf, die nun Jubiläum feiern. Auf 34 Stationen können die Besucher seit zehn Jahren in die Stadtgeschichte eintauchen und erleben, wie ihre Stadt klingt. 

Von Luisa Müller, Markt Indersdorf

Die "klingende Landkarte", eine Initiative des Bayerischen Rundfunks (BR) und des Bayerischen Volkshochschulverbandes (bvv) feiert ihr zehnjähriges Bestehen in Markt Indersdorf: Wer sich die Geschichte der Marktgemeinde bei einem Spaziergang durch die Stadt anhören möchte, kann dies bereits seit einem Jahrzehnt bei einem akustischen Rundgang tun.

34 Stationen beinhaltet die klingende Landkarte, die die Stadtgeschichte Bewohnern und Interessierten in Form von Hörspielen näherbringen will. Vom Schneiderturm, dem Marienbrunnen und der Glonn über den Bezirksfriedhof, die Kinderbaracke bis zu der Geschichte des Klosters Indersdorf - die Stationen sind vielfältig, so wie ihre Darstellung.

Interviews, Gespräche, Erzählungen - die Hörspiele sind abwechslungsreich

Mal können die Zuhörer Interviews mit Zeitzeugen lauschen, dann wiederum Gesprächen zwischen Protagonisten zuhören und manchmal erzählen die historischen Gebäude ihre Geschichte sogar selbst. So wie beispielsweise der Marienbrunnen: Wer vor ihm steht und den QR-Code mit dem Smartphone scannt, kann sich auf der klingenden Landkarte seine Geschichte anhören. Zuhörer vernehmen dabei nicht nur die Glocken der Klosterkirche, sondern auch das friedliche Plätschern des Wassers, das durch zwei Löwenköpfe in den Brunnen fließt. Mit kräftiger Stimme erzählt der Brunnen dann von seiner Einweihung vor knapp 250 Jahren, im Jahr 1775, und von seiner damaligen Bedeutung für das Kloster. Ähnliches erfährt man von dem Schneidertum, der nur wenige Meter daneben steht. Er ist bereits 1000 Jahre alt und gehört damit zu den ältesten Gebäuden in Markt Indersdorf. Seinen Namen trägt er übrigens, weil einst drei Generationen von Schneidern in ihm lebten.

Markt Indersdorf: Der Marienbrunnen, mit der Gottesmutter Maria und ihrem Sohn in den Armen, erzählt auf der klingenden Landkarte von seiner Einweihung vor 250 Jahren und seiner Bedeutung für das Kloster.

Der Marienbrunnen, mit der Gottesmutter Maria und ihrem Sohn in den Armen, erzählt auf der klingenden Landkarte von seiner Einweihung vor 250 Jahren und seiner Bedeutung für das Kloster.

(Foto: Niels P. Jørgensen)
Markt Indersdorf: Eines der ältesten Gebäude in Markt Indersdorf - der Schneiderturm.

Eines der ältesten Gebäude in Markt Indersdorf - der Schneiderturm.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Geschichte des Marienbrunnens und die Geschichte des Schneiderturms waren die ersten Hörstationen vor zehn Jahren auf der klingenden Landkarte, wie Anita Peters erzählt. Seit 2015 gehört sie zu dem ehrenamtlichen Team, das sich der Geschichte von Markt Indersdorf angenommen hat. Sie recherchierten, sprachen mit Zeitzeugen und vertonten die Texte für die Hörspiele. Mittlerweile haben sich dem Projekt des Bayerischen Rundfunks 46 weitere bayerische Volkshochschulen angeschlossen. So gibt es die klingende Landkarte inzwischen im Landkreis Dachau unter anderem auch in Bergkirchen, Schwabhausen, Altomünster, Petershausen, Dachau und dem Erdweger Ortsteil Großberghofen. 2014 wurde das Projekt des Bayerischen Rundfunks und des Bayerischen Volkshochschulverbandes darüber hinaus mit dem Preis des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

Abgeschlossen sind die Hörspiel-Stationen in Markt Indersdorf aber noch lange nicht. Es gebe viele Ideen für weitere Zeitgeschichten, wie Anita Peters am Telefon erzählt. "Wir wollen noch mehr interessante Orte und Geschichten für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar machen." Auch wenn sie keine technischen Daten dazu haben, wie oft die Hörspiele angeklickt werden, sei das Feedback durchweg positiv. Allerdings würden mittlerweile oft die Freiwilligen fehlen, die sich der historischen Gebäuden annehmen wollen, wie Peters sagt. "Man braucht schon ein EDV-technisches Grundwissen", betont sie, aber grundsätzlich sei jeder willkommen, der Lust habe mitzumachen. Der Ablauf beginne mit der Idee zu einem historischen Gebäude, bevor ein Mini-Drehbuch erstellt wird und die Texte anschließend vertont werden.

Gerade erst ist die 34. Station hinzugekommen: die Geschichte um "Undeo oder Otto", der Gedenkstein unterhalb der Marktkirche St. Bartholomäus. Der Gedenkstein zeigt einen Teil des Markt Indersdorfer Wappens: zwei Löwen, die ihre Schwänze ineinander verschlungen haben. Bis zum Jahr 2020 stand auf dem Wappen der Name "Undeo", seit der Erneuerung steht dort jedoch der Name "Otto". Eine Tatsache, die für Verwirrung sorgt. Wie es zu der Namensänderung kam und wer Undeo und Otto waren, und was ein Priester und das Kloster Indersdorf damit zu tun haben, erfahren die Zuhörer bei ihrem akustischen Rundgang unter anderem von Museumsführerin Wilma Wiescher.

Weitere Informationen unter: Hörpfade (vhs-indersdorf.de)

Zur SZ-Startseite

SZ PlusFlüsse
:Schrittweise Wiedergutmachung

Mit viel Geld renaturiert der Dachauer Moosverein den Kalterbach: Die Ziele sind, die Artenvielfalt, Moor und Klima zu schützen sowie die Gewässerqualität zu verbessern. Über ein Projekt mit Vorbildcharakter.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: