Markt Indersdorf:Indersdorfer Gemeinderäte unter Druck

Markt Kindergarten

Auf dem Gelände des Diova-Gebäudes in Markt Indersdorf soll ein Neubau zur Kinderbetreuung entstehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Schon jetzt stößt das Betreuungsangebot für Kinder an seine Grenzen, bis 2026 muss eine Lösung her, denn dann tritt das Ganztagsförderungsgesetz in Kraft

Von Jacqueline Lang, Markt Indersdorf

Schon jetzt stößt das Betreuungsangebot für Kinder in der Gemeinde Markt Indersdorf immer wieder an seine Grenzen, ja, geht zum Teil sogar darüber hinaus. Spätestens bis 2026 muss dafür eine Lösung gefunden werden. Denn dann tritt das Ganztagsförderungsgesetz in Kraft. Alle Grundschulkinder haben dann einen gesetzlichen Anspruch auf eine ganztägige Betreuung. In der Gemeinderatssitzung skizzierte Renate Krämer, Fachbereichsleiterin der gemeindlichen Kindertageseinrichtungen, deshalb mehrere mögliche Modelle. Im Fokus: die Betreuung von Grundschulkindern ab dem Schuljahr 2025/26.

Schon jetzt werden in Markt Indersdorf im Haus für Kinder 194 Schulkinder betreut - 80 davon in der Mittagsbetreuung, 114 im Hort. Und schon jetzt reicht der Platz kaum mehr aus. Denn eigentlich bietet der Hort nur Platz für 100 Kinder - es gibt also bereits jetzt einen Überhang von 14 Kindern. Auch die Mittagsbetreuung hat mehr Anmeldungen, als es eigentlich Plätze gibt: Eine Betreuung ist für 75 Kinder vorgesehen, 80 wurden von den Eltern angemeldet, wobei 30 Kinder eine kurze Mittagsbetreuung bis 14 Uhr und 50 Kinder eine verlängerte Mittagsbetreuung bis 15.30 Uhr benötigen.

Es bedarf also schon jetzt einer zukunftsweisenden Entscheidung. Genau deshalb haben Renate Krucker, Leiterin der Grundschule, Renate Krämer und Bürgermeister Franz Obesser (CSU) in mehreren Gesprächen die verschiedenen existierenden Modelle geprüft, etwa den Ganztag an der Grundschule in Petershausen oder die Projektschule München, die eine Kombination aus Ganztag und Tagesheim anbietet. Über eine Kooperation mit der in Indersdorf sehr aktiven Jugendarbeit wurde dabei ebenso nachgedacht wie über einen Hort nach dem Vorbild des Franziskuswerks. Ergebnis: Die Verantwortlichen favorisieren den Ausbau eines Hortes. Als Standort schlagen sie einen Neubau auf dem Gelände des Diova-Gebäudes vor, in dem derzeit noch der Kindergarten an der Grund- und Mittelschule untergebracht ist. Was dafür spräche: Das Grundstück gehört der Gemeinde, und der Weg zur Schule wäre nicht weit.

Gegen die Ganztagslösung spricht laut Schulleiterin Krucker vor allem, dass die Grundschüler für diese Form der Betreuung, die "sehr durchgetaktet" ist, eigentlich noch zu jung seien. Zudem fehle für die langfristige Planung dieses Angebots auch eine Kontinuität in der Lehrerschaft, die im Ganztagsmodell für die Betreuung zuständig wären. Außerdem sei für die Umsetzung die Akzeptanz der Eltern enorm wichtig und weil der Ganztag am wenigsten Flexibilität biete, sei diese erfahrungsgemäß oftmals eher gering, auch wenn die Ganztagsklassen im Vergleich zum Hort weniger kosten, weil von den Eltern nur das Essensgeld bezahlt werden muss.

Für die Gemeinde, so Hans Wessner (Umweltdenken), sei das Modell der Ganztagsschule am günstigsten. Allerdings sei es ja, wenn er das richtig verstanden habe, so, dass der Ganztag gar nicht möglich sei, wenn die Eltern nicht mitzögen. Er tendiere deshalb zum Hort. Olaf Schellenberger (CSU) sah das ähnlich: Eigentlich könne sich die Gemeinde einen Neubau auf dem Diova-Gelände, der nach ersten Schätzungen rund 12 Millionen Euro kosten würde, zwar nicht leisten, "aber wir werden uns das leisten müssen". Axel Hoack (Grüne) und Hubert Böck (SPD) indes sprachen sich für den Ganztag aus, auch wenn man zunächst Aufklärungsarbeit bei den Eltern leisten müsse. Bürgermeister Obesser erinnerte noch einmal daran, dass man Kinder "nicht bewahren, sondern betreuen" wolle und das koste in jedem Fall der Gemeinde alles Geld. Weil das Diova-Gebäude aber ohnehin sanierungsbedürftig sei, nehme man, wenn man sich für diese Variante entscheide, das Geld nur einmal in die Hand.

Florian Ebner (EHW) sagte, er sehe im Interesse seiner Enkel schwarz für eine Ganztagsschule. Auch Helmut Ebert (FW) und Johann Lachner (CSU) sprachen sich für das Hortmodell aus, das sich "bewährt" habe. Ein Shuttle-Service zwischen der Schule und einer Nachmittagsbetreuung an einem Standort, den die Kinder nicht zu Fuß erreichen können, kam für Lachner sowie die anderen Gemeinderäte mehrheitlich nicht in Frage. Es gelte, so Lachner, bei einem Neubau auf dem Diova-Gelände darauf zu achten, dass eine möglichst vielseitige Nutzung möglich sei. Dieser Meinung waren auch Andreas Geier (BBN) und Hubert Böck (SPD), die zudem anregten, das Gebäude möglichst so zu gestalten, das auch ein Ganztag möglich wäre, "damit wir uns für die Zukunft nichts verbauen". Für einen zukunftsfähigen Neubau sprachen sich alle aus. Obesser gab ihnen dennoch noch etwas Bedenkzeit. Sie sollten alle Informationen noch sacken lassen und sich bei Fragen bei der Verwaltung melden. Im Juni oder spätestens Juli soll das Thema dann erneut auf der Tagesordnung stehen.

Egal, wie sich die Gemeinderäte aber letztlich entscheiden, fest steht: Sie müssen es bald tun. Spätestens im Herbst soll die Entscheidung über die Betreuungsform, die Zahl der Betreuungsplätze wie den Standort fallen. Denn es sind zwar noch knapp vier Jahre bis das neue Gesetz in Kraft tritt, für kommunalpolitische Entscheidung dieser Tragweite ist das aber laut Bürgermeister Obesser eigentlich "schon morgen".

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