Eigentlich haben die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Markt Indersdorf (GMI) an diesem Freitag hitzefrei. Das bedeutet in der Regel ausschlafen, Freibad und vor allem eins: keine Schule; die meisten Schulpflichtigen meiden daher bei den hohen Temperaturen das Gymnasium an der Arnbacher Straße – nicht so die Robotik-AG des GMI.
Ein Großteil der knapp 30 aktiven AG-Mitglieder hat sich im Klassenzimmer 211 versammelt, auf einem Tisch vor ihnen stehen zwei ihrer aktuellen Projekte, ein schwarzer und ein roter Roboter. Auch die Lehrkräfte Philipp Leebmann und Christine Geus sind bei der Vorstellung anwesend. Vor mehr als zehn Jahren hat Leebmann die AG gegründet, Geus ist vor einem halben Jahr dazugestoßen.
Spannend und zukunftsweisend
„Ich finde, es ist ein spannendes und zukunftsweisendes Thema, gerade, wenn man bedenkt, dass der ganze Bereich Informatik, künstliche Intelligenz und Robotik auch die Wirtschaft in den nächsten Jahren massiv prägen wird“, erklärt Leebmann, der Lehrer für Mathematik, Informatik und katholische Religion ist.
Leebmann und Geus sind mächtig stolz auf die Leistungen der Robotik-AG, denn sowohl der schwarze als auch der rote Roboter haben zuletzt bei nationalen und internationalen Wettbewerben für Furore gesorgt. So erreichten Schüler der Robotik-AG unter anderem den ersten und zweiten Platz beim deutschen Vorentscheid des Wettbewerbes „Eurobot“ und beim anschließenden internationalen Finale in Frankreich einen starken 8. Platz. Zudem gewann eine Gruppe von Schülerinnen den Wettbewerb „Student Robotics“.
„Wir haben ein Team geschlagen, das hatte ein Jahresbudget von 100 000 Euro“
Marco ist einer der Schülerinnen und Schüler, die sich jeden Freitagnachmittag nach der Schule zur Robotik-AG treffen. Dieses Jahr hat er mit seinen vier Teamkollegen in Frankreich beim internationalen Finale des „Eurobot“ den 8. Platz erreicht – bei 200 teilnehmenden Teams. Der Grund für den Erfolg ist der schwarze Roboter, den der 17-Jährige und seine Mitschüler vorstellen. „Das Ding ist komplett selbst gebaut“, erzählt Marco. Der Entwicklungsprozess des Gerätes sei in zwei Schritten abgelaufen. 40 bis 50 Stunden habe das Team dabei allein mit dem Bau zugebracht.
Was der Roboter kann, erklärt Marco auch: „Es geht darum, kleine Plastikpflanzen umzutopfen und zu bewegen.“ Einfach war es nicht, sich gegen die Roboter der anderen Teams durchsetzen, denn mit 500 Euro hatte das Team des Gymnasiums Markt Indersdorf ein vergleichsweise geringes Budget zur Verfügung. Und doch: „Wir haben ein Team geschlagen, das hatte ein Jahresbudget von 100 000 Euro“, berichtet Marco.
Auch abseits aller Wettbewerbe habe man bei der Robotik-AG im vergangenen Jahr „viel ausprobiert.“ Von seinem Handy spielt Marco ein Video ab, auf dem ein weiteres selbst gebautes Gerät zu sehen ist. „Wir haben auch einen Staubsauger mit einer Drohne gebaut“, erzählt Marco stolz.
„Robert war unsere Freizeit“
Doch nicht nur Marcos Robotik-Team hat in diesem Jahr für Furore gesorgt. Auch die 16-jährige Anna hat gemeinsam mit vier Mitschülerinnen einen großen Erfolg feiern dürfen: So erreichten die jungen Frauen bei dem Wettbewerb „Student Robotics“ in Southampton den ersten Platz. Darüber hinaus ergatterten sie auch den sogenannten „Team Image Award“– und das mit einem ganz besonderen Begleiter: „Das ist Robert, der Marienkäfer“, stellt das Team seinen roten Erfolgs-Roboter vor. Mit Kamera und Ultraschallsensoren ausgestattet, musste er mit seinen kleinen Armen Würfel (Token) auf eine Schaufel heben und diese anschließend in ein Raumschiff werfen, das von einer leicht verschiebbaren Kiste dargestellt wurde.
Viel Freizeit hat Roboter Robert den Schülerinnen im vergangenen Jahr nicht gelassen. Einen Monat vor Beginn des Wettbewerbs haben die Schülerinnen zusätzlich zum normalen Schulalltag an drei Tagen die Woche bis zu vier Stunden an ihm gearbeitet „Man steckt viel Privatzeit in das Projekt rein“, bekräftigt Anna und fügt lachend hinzu: „Robert war unsere Freizeit.“
Auch Christine Geus würdigt den Spagat von Anna und ihren Teamkolleginnen: „Sie schaffen nicht nur das, sondern es sind auch noch super Schülerinnen.“ Der Mathematik- und Sportlehrerin bereitet die Betreuung der Robotik-Projekte sichtlich Freude. „Ich freue mich immer auf die Freitagnachmittage, weil ich da hochmotivierte Kinder habe, die von ganz allein etwas auf die Beine stellen“, schwärmt Geus.
Für „Ruhm und Ehre“
Für ihre Erfolge bei den Wettbewerben erhielten die Teams von Anna und Marco zwar kein Preisgeld, das stand aber ohnehin nicht im Vordergrund, wie Philipp Leebmann bestätigt: „Wir machen nur bei Projekten mit, bei denen es um Ruhm und Ehre geht.“
An diesem Freitag ist deutlich spürbar, dass für die Schülerinnen und Schülern der Robotik-AG hoch dotierte Preise bei Wettbewerben keine Rolle spielen. Es geht für sie schlicht um die Leidenschaft an der Robotik. Eine Leidenschaft, für die sie sich sogar Hitzefrei entgehen lassen.