Markt Indersdorf:Fronten bleiben verhärtet

Fachlich nicht fundiert, nennt der Indersdorfer Solarexperte Willi Kirchensteiner die Proteste gegen die geplante Photovoltaik-Anlage am Weyherner Graben. Die Gegner beeindruckt das gar nicht.

Petra Schafflik

Photovoltaik ist Energieerzeugung vor der Haustür mit den geringsten Belastungen." Eindringlich hat beim Infoabend zum anstehenden Bürgerentscheid über die Freiflächenanlage Weyhern/Niederroth der Indersdorfer Solarfachmann Willi Kirchensteiner für Sonnenstrom vom Acker und auch für die geplante Indersdorfer Anlage plädiert. Bei den Projektgegner der Bürgerinitiative (BI) blieb sein Appell ohne Wirkung: "Das ist nicht unser Thema", entgegnete BI-Sprecher und Gemeinderat Andreas Geier (Bürgerblock Niederroth) knapp. "Für uns ist der Standort entscheidend." Nun sind am 23. Oktober beim Bürgerentscheid die Indersdorfer gefragt. Den Bürgerentscheid gegen die geplante 2,5 Hektar-Freiflächenanlage haben in der Bürgerinitiative "Solar Weyhern/Niederroth" engagierte Projekt-Gegner mit 850 Unterschriften initiiert. Doch weder die geplante Solaranlage noch der anstehende Bürgerentscheid scheint die Indersdorfer besonders umzutreiben. Im "Gasthof Doll" in Ried haben sich am Donnerstag auf Einladung der Gemeinde gerade einmal knapp 70 Zuhörer eingefunden. Ihnen erläuterte Bürgermeister Josef Kreitmeir (FW) akribisch das gemeindliche Genehmigungsverfahren. In dessen Verlauf keine kritische Stellungnahme im Rathaus eingegangen sei, so Kreitmeir. Erst nachdem das Projekt genehmigt war, habe sich der Protest formiert. Ein Protest der fachlich nicht fundiert sei, wie der Indersdorfer Solarexperte Willi Kirchensteiner mit detaillierten Fakten und Zahlen zu vermitteln versuchte. Der Leiter des Solarzentrums der Stadt München plädierte wie zu erwarten für Photovoltaikanlagen - auch auf Ackerflächen. Der Standort zwischen Weyhern und Niederroth überzeuge mit "vorteilhafter Südorientierung". An die Projekt-Gegner appellierte er, vom Sankt- Florians-Prinzip abzurücken. "Wir sollten die Lasten unseres Wohlstands nicht anderen und unseren Nachfahren aufbürden". Doch BI-Sprecher Geier fühlte sich nicht angesprochen. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen Solarenergien, sondern gegen den Standort." Die typische Dachauer Hügellandschaft werde im Weyherner Graben durch die geplanten Solarmodule beeinträchtigt. Auf die Kritik der Standortwahl entgegnete der Bürgermeister, von den 134 Flächen, die ein Gutachten als geeignet eingestuft hat, sei der Acker bei Weyhern schlicht "der einzige verfügbare Standort", weil nur dort ein Projektantrag vorliege. Geier monierte auch fehlende Bürgerbeteiligung und forderte eine übergreifende Planung: "Energiewende ja, aber kein Stückwerk, sondern ein vernünftiges Konzept." Weitere Redner kritisierten Solarenergie als grundsätzlich unwirtschaftlich, andere forderten: "Photovoltaik auf die Dächer." Gemeinderat Georg Weigl von den Um(welt)denkern, die mit Plakaten und Flyern für das geplante Photovoltaikprojekt und damit für ein "Nein" beim Bürgerentscheid werben, verwies auf eine "fatale" Signalwirkung des Indersdorfer Entscheids. "Wenn so ein ,Pamperl-Projekt' einer 2,5-Hektar-Anlage am Bürgervotum scheitern würde, was hätte das für eine Wirkung, wo wir uns im gesamten Landkreis über Windkraft unterhalten?" Bürgermeister Kreitmeir warnte ebenfalls, Windräder würden privilegiert genehmigt, sollte das geplante gemeindeübergreifende Windkraft-Konzept scheitern. Was Sonnenstrom vom Niederrother Acker betrifft, blieben im Wirtssaal in Ried auch nach engagierter Debatte die Fronten verhärtet. Bürgermeister Josef Kreitmeir verabschiedete die Besucher mit dem eindringlichen Appell, am 23. Oktober zur Abstimmung zu gehen. "Dann wissen wir, ob die Anlage genehmigt wird."

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