Markt Indersdorf:Dreiste Fischdiebe

Lesezeit: 2 min

In ganz Oberbayern steigt die Zahl der Wildereien. Dabei greifen die Täter zu krassen Methoden: Sie betäuben Fische mit Elektrogeräten oder verwenden riesige Netze. In Markt Indersdorf alarmierten zwei Buben den Anglerclub.

Von Robert Stocker

Günter Schön ist ziemlich sauer. "Das ist wirklich eine Gemeinheit. Biber ersaufen jämmerlich, wenn sie sich darin verfangen." Der Naturschutzwächter und Biberbeauftragte des Landratsamts meint damit ein riesiges Netz, das Unbekannte am helllichten Tag quer in der Glonn versenkt haben. Sie warfen es von der Brücke in den Fluss hinunter, dort, wo der Rothbach in die Glonn mündet und reiche Beute zu machen ist. Die Fischwilderer wurden aber von zwei Buben beobachtet, die sofort Günter Schön verständigten.

Als der Gewässerwart des Anglerclubs Indersdorf mit den beiden Jungs zur Glonnbrücke kam, waren die Männer bereits verschwunden. Schön zog das Netz wieder aus den Fluten, das sich vielleicht eine Viertelstunde lang im Wasser befand. Trotzdem hatten sich schon zwei Fische, ein Nerfling und ein Flussbarsch, darin verfangen. Schön verständigte die Polizei und meldete den Vorfall ans Landratsamt. Ihm geht es nicht nur um die Fischwilderei, sondern auch um die Gefahr, dass das Netz auch für andere Tiere zur tödlichen Falle wird. "Es ist schade um jedes Viech, das darin hängen bleibt und verendet." Wenn es einen Biber treffen würde - die Nagetiere haben sich ganz in der Nähe an der Glonn eingenistet - wäre es ein strafbarer Verstoß gegen den Artenschutz.

Schön ist allerdings nicht zuversichtlich, dass die Täter ermittelt werden. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass sich Fischwilderer an der Glonn herumtreiben. Einmal wurde der Rothbach kurz vor der Stelle, wo er in die Glonn einmündet, mit einem Netz komplett abgeriegelt, in einem anderen Fall waren die Wilderer ebenfalls an der Glonn zugange.

Polizeisprecher Michael Richter bestätigt, dass Fischwilderei im Landkreis immer wieder vorkommt. An einen Fall wie den an der Glonn in Indersdorf, wo die Wilderer ein riesiges Netz einsetzten, kann er sich aber nicht erinnern. "Das ist ganz schön dreist", sagt Richter. Das Delikt der Fischwilderei bezieht sich nur auf fließende Gewässer. Wenn Fische aus einer Zucht gestohlen werden, also aus einem abgeschlossenen Bereich, ist es schlicht und einfach Diebstahl. So wie beim letzten Fall, an den sich Polizeisprecher Richter erinnert. Der mit wasserfester Anglerkluft bekleidete Dieb stieg in eine Fischzucht in der Rothschwaige ein und räumte einen Teich komplett leer. "Der Täter hatte wahrscheinlich einen großen Kescher dabei", vermutet der Polizeisprecher.

Auch der Fischereiverband Oberbayern bestätigt, dass sowohl Fischwilderei als auch Fischdiebstahl öfter vorkommen. Dass die Täter wie in Indersdorf Netze benutzen, gehöre durchaus zu den klassischen Fällen. "Wir haben in letzter Zeit den Eindruck, dass das organisiert abläuft", berichtet Michael Seeholzer, geschäftsführender Vizepräsident und Pressesprecher des Verbandes. Viele Täter benutzten Elektrogeräte, mit denen sie die Fische vorübergehend betäuben. Dann sammeln sie ihre Beute mit Keschern oder Netzen ein. Die Methode funktioniert nicht nur in Teichen, sondern auch in langsam fließenden Gewässern, wie Seeholzer sagt. Weil die Geräte Geräusche verursachen, kommen die Täter meistens nachts.

"Ärgerlich" aus seiner Sicht ist allerdings, dass die Täter kaum Konsequenzen zu fürchten haben. Die Fälle würden meist eingestellt, weil die Staatsanwaltschaft für eine Strafverfolgung kein öffentliches Interesse sieht. Der Fischereiverband Oberbayern hat die Strafverfolgungsbehörden inzwischen aufgefordert, hartnäckiger zu ermitteln. Michael Seeholzer: "Die Fälle häufen sich."

© SZ vom 12.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: