Nachhaltigkeit:O heimischer Tannenbaum

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Erste Fällung: Forstministerin Michaela Kaniber (l.) und Christbaumkönigin Andrea Meier sägen einen Baum in Indersdorf um und eröffnen damit die Verkaufssaison. Franz Obesser, Stefan Löwl, Thomas Emslander und Claus Meier (v.l.) helfen mit. (Foto: Toni Heigl)

Die Christbaum-Verkaufssaison startet an diesem Wochenende. Der Preis pro Exemplar bleibt stabil. Folgen des Klimawandels spürt die Branche kaum. Gleichwohl will der Staat den regionalen Anbau besser vermarkten.

Von Julia Putzger, Markt Indersdorf

Sattgrüne, weiche Nadeln soll er haben, perfekt ins Wohnzimmer passen und prachtvollen Schmuck tragen: Der Christbaum. Die Suche nach dem schönsten Exemplar für die eigene Stube beginnt ab diesem Wochenende. Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) hat die Saison am Donnerstag in Markt Indersdorf offiziell eröffnet. Im Trend liegen bei den Kunden - wie schon in den vergangenen Jahren - vor allem nachhaltig angebaute Bäume aus der Region.

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison für die Verkäufer sind gut: Während des Jahres habe es ausreichend Niederschlag gegeben, die Farbe und Weichheit der Nadeln zeige, dass die Bäume sehr vital sind, erklärt Stefan Spennesberger. Bei ihm, am Tannenhof Oberweilbach, gibt es schon seit einer Woche Christbäume zu kaufen. "Die Leute kaufen ihre Bäume immer früher." Die Bäume werden aber nicht alle auf einmal gefällt, sondern noch bis kurz vor Heiligabend: "Wir schneiden, schneiden, schneiden", sagt Spennesberger. Vom bundesweit leicht rückläufigen Trend in Sachen Christbaum bekomme er im Landkreis nichts mit.

Vier Millionen Christbäume werden in Bayern verkauft

Rund vier Millionen Christbäume werden allein in Bayern jährlich verkauft. Bestseller ist dabei die Nordmanntanne mit einem Anteil von fast 80 Prozent am gesamten Verkauf. Der Preis liegt - wie schon seit acht Jahren - auch heuer zwischen 18 und 24 Euro pro Meter Nordmanntanne, wie Thomas Emslander, Vorsitzender des Vereins Bayerischer Christbaumanbauer, mitteilte. Probleme wegen des Klimawandels gibt es Emslander zufolge für die Branche kaum. Sowohl die Nordmanntanne als auch die ebenfalls beliebte Blaufichte stammten ursprünglich aus wärmeren Gebieten. Allerdings könnten starke Trockenheit zur Pflanzzeit im April und Spätfrost im Mai, wenn die jungen Bäume austreiben, zu Einbußen führen.

Vermarktung und jede Menge kreative Ideen sind immer mehr Teil des Geschäftsmodells. So gibt es zum Beispiel bei Spennesberger, der im Landkreis an drei Standorten seine Christbäume verkauft, Teambuildingevents für Firmen, Unterhaltung für die Kleinsten und Glühwein und Naschereien für jedermann, der nach dem Baumfällen eine Stärkung braucht. Denn so wie Ministerin Kaniber, die bei der Saisoneröffnung symbolisch selbst den ersten Baum fällte, ziehen immer mehr Menschen mit der Säge durch die Christbaumkulturen, um ihren perfekten Baum zu finden. Spennesberger setzt außerdem auf seinen Onlineshop "Bayerntanne", der die Christbäume aus dem Landkreis nach ganz Deutschland liefert. Das führt zwar wiederum zu langen Transportwegen, da ungefähr die Hälfte der Bäume im Landkreis ausgeliefert werde, die andere Hälfte etwa nach Berlin, Stuttgart oder Frankfurt geschickt werde, wie Spennesberger erklärt. Die bayerische Tanne stehe aber für gute Qualität und sei deshalb so beliebt.

Der regionale Christbaum liegt voll im Trend

Generell liegt der regionale Christbaumkauf voll im Trend. Bäume, die aus Bayern stammen, sind mit der Banderole "Bayerischer Christbaum" gekennzeichnet. Außerdem gibt es das Siegel "Geprüfte Qualität Bayern", für das strengere Auflagen gelten: Die Bäume dürfen etwa frühestens vom 10. November an geschnitten und in den letzten drei Jahren nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt worden sein. Damit die Kunden stärker auf Christbäume aus dem Freistaat aufmerksam werden, gibt es heuer zudem erstmals eine bayerische Christbaumkönigin.

Andrea Meier vom Christbaumstadl Indersdorf trägt diesen Titel nun zwei Jahre lang. "Ich darf den bayerischen und regionalen Christbaum repräsentieren und den Kunden Nachhaltigkeit vermitteln." Statt im Baumarkt Bäume aus Dänemark zu kaufen, die einen langen Transportweg hinter sich hätten, sollte besser ein heimischer Baum gekauft werden, führt Meier weiter aus. Viele Kunden, jung wie alt, würden sich aber ohnehin schon selbst danach erkundigen. Wie ihre Kollegin, die deutsche Christbaumkönigin, das "Oberhaupt" sozusagen, ist Meier deshalb bei zahlreichen Terminen vor Ort.

Ansonsten ist Andrea Meier aber am liebsten beim Verkauf am eigenen Hof in Indersdorf mit dabei. Seit 20 Jahren verkauft Familie Meier dort bereits Christbäume. "Ich kenne Weihnachten ohne Christbaumverkauf quasi gar nicht", sagt die Christbaumkönigin. Besonders schön sei es, wenn es schneit: "Da ist dann schon mehr Christbaumfeeling, als bei 35 Grad und Sonnenschein."

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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