Markt Indersdorf:Brandanschlag auf Jugendprojekt

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Nur noch ein schwarzes, verkohltes Gerippe ist von der selbst gebauten Hütte auf dem Freizeitgelände Indersdorf übrig geblieben. Die Holzkonstruktion brannte lichterloh. (Foto: Toni Heigl)

Die aufwändig errichtete Hütte auf dem Indersdorfer Freizeitgelände fällt einem Feuer zum Opfer. Jetzt ermittelt die Polizei.

Von Daniela Gorgs, Dachau

Sebastian Jaeger erhielt die schockierende Nachricht per WhatsApp. Sonntagfrüh schickten Jugendliche dem Indersdorfer Jugendpfleger Fotos von der abgebrannten Hütte, die sie in wochenlanger Arbeit auf ihrem Freizeitgelände am Sportpark selbst gebaut hatten. Vergangene Woche erst hatten sie die Abschlussarbeiten vorgenommen, eine Tür am Geräteunterstand eingebaut und Sicherheitsmängel beseitigt. Mittags fuhr der Indersdorfer Jugendpfleger vom Zweckverband Kinder und Jugendarbeit selbst hinaus, um sich das Gerippe aus verkohlten Holzbalken anzusehen. Er teilt die Wut und das Entsetzen der Jugendlichen über die Zerstörung des Treffpunkts.

Die Polizei Dachau geht von Brandstiftung aus. "Ein technischer Defekt oder auch eine Selbstentzündung ist wegen der Wetterlage auszuschließen", sagt Polizeihauptkommissar Björn Scheid. Um fünf vor sieben wurde die Feuerwehr alarmiert. Die Hütte brannte lichterloh und war nicht mehr zu retten. Jetzt wird ermittelt.

Alle sind entsetzt, nicht nur die Jugendlichen, auch Bürgermeister Franz Obesser. Das Projekt "Jugendplatz" sei sehr engagiert von den Jugendreferenten Paul Böller und Hubert Böck vorangetrieben und mit Hilfe der Jugendlichen umgesetzt worden. Mehr als 20 Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren hatten mitgeholfen, unter anderem die Hütte zu bauen, die ihnen als Unterstand für Geräte sowie als Treffpunkt hätte dienen sollen. "Das war nicht irgendein Bretterverschlag, sondern die Hütte war hoch professionell gebaut", sagt Peter Felbermeier, Vorsitzender der Zweckverbandes Kinder und Jugendarbeit und zugleich Leiter des Regionalentwicklungsvereins Dachau Agil. Über diesen Verein werden das Indersdorfer Freizeitgelände sowie weitere zehn Jugendplätze im Landkreis von der Europäischen Union gefördert.

"Jetzt erst recht!"

Die Gemeinden Bergkirchen, Haimhausen, Hilgertshausen-Tandern, Markt Indersdorf, Petershausen, Schwabhausen, Vierkirchen und Weichs kooperieren im Agil-Projekt "Vernetzte Jugendplätze im Dachauer Land". Am Samstag, 3. Oktober, sollte federführend für alle fertig gestellten Freizeitanlagen der Jugendplatz in Petershausen eingeweiht werden, weil dort auch der "Tag der Regionen" stattfindet. Am Dienstagmittag überlegte Agil-Vorsitzender Peter Felbermeier, ob man jetzt nicht lieber Indersdorf ins Rampenlicht stellen solle, nach dem Motto: "Jetzt erst recht!"

Man möchte ein Zeichen setzen, den Zerstörern keine Genugtuung geben. "Wir gehen den Weg weiter und lassen uns nicht beirren", sagt Bürgermeister Obesser. "Es wird am Samstag ein schönes Fest werden." Auch möchte sich Obesser bald mit dem Gemeinderat zusammensetzen, um Ersatz für die Hütte zu schaffen. Die Jugendlichen, weiß Obesser, hätten sich eine Unterstellmöglichkeit so sehr gewünscht.

Vorzeigeprojekt des Vereins Dachau Agil

"Vernetzte Jugendplätze" sind ein Vorzeigeprojekt des Vereins Dachau Agil. Wie Geschäftsführerin Sylvia Podewils berichtet, wurden die Jugendlichen in allen acht Gemeinden schon bei der Planung mit herangezogen. Podewils spricht von einem gelungenen Abstimmungsprozess zwischen Jugend, Jugendarbeit und Politik. Der Indersdorfer Jugendpfleger Jaeger erzählt, dass die Jugendlichen über die Vorschläge für den Skatepark abgestimmt und die ursprünglichen Pläne verändert hätten. Beim Bau der BMX-Anlage legten sie selbst mit Hand an, nachdem eine Fachfirma erste Hügel hingeschoben hatte. Mit Rechen und Schaufel probierten sie aus, welche Form die Anlage haben soll. Die Beteiligung der Jugendlichen so weit als möglich ist eine Auflage für die EU-Förderung. Unabdingbar für die finanzielle Unterstützung des Agil-Projekts ist auch die Vernetzung der Jugendlichen untereinander. Gewünscht ist, dass sich etwa der Nachwuchs aus Bergkirchen nicht nur für die BMX-Anlage in Unterbachern interessiert, sondern auch mal nach Indersdorf fährt und dort die Anlage ausprobiert.

Der Clou: Alle elf Jugendplätze sind verschieden. Den neuen Skatepark in Indersdorf, der auf zwei Ebenen über eine Quaterpipe inklusive Hip und Corner verfügt, dazu Rails, Ledge und Chinabank lockte bereits junge Besucher aus Stuttgart an. Das entdeckte Albert Schröttle, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kooperation Jugend, auf der Internetplattform Youtube, wie Sylvia Podewils stolz verrät.

Die Einweihung der Jugendfreizeitanlage Markt Indersdorf samt Skatepark, Beachvolleyballfeld, BMX-Anlage und Boccia-Bahn an diesem Samstag beginnt um 13 Uhr.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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