Markt Indersdorf:Ausreißer auf staksigen Beinen

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Bei Westerholzhausen wurde wiederholt ein seltsames Tier gesichtet, 1,40 Meter groß, winziger Kopf, extrem langer Hals. Jetzt wurde es eingefangen.

Isabella Bayer

"Hoppla, was ist denn da ?" Dieter Rothe traute seinen Augen kaum, als er in der vergangenen Woche mit seinem Auto auf der Umgehungsstraße von Markt Indersdorf in Richtung Langenpettenbach unterwegs war. Da saß rechts in der Wiese ein gigantischer Vogel, der ihn vom Aussehen an einen Strauß oder einen Emu erinnerte. Tatsächlich handelte es sich bei dem Tier um einen entlaufenen Nandu, einen flugunfähigen Laufvogel der ursprünglich aus den Steppen und Savannen Südamerikas stammt, aber inzwischen auch in Deutschland heimisch ist.

Mit seinem dünnen Hals, den zwei staksigen Beinen und einem Körper, dessen Form an ein gefiedertes, überdimensionales Ei erinnert, sieht der Nandu für bayerische Verhältnisse sehr exotisch aus. Kein Wunder also, dass Dieter Rothe beim Anblick so eines Vogels in freier Natur zunächst an seiner Sehkraft zweifelte. "Das Tier hat dann in aller Seelenruhe sein Revier gewechselt und ist souverän und stolz in Richtung Glonn marschiert", sagte der Augenzeuge.

Der Nandu, der den Raum Markt Indersdorf durchstreifte, als sei es die argentinische Pampa, ist der Gemeindeverwaltung wohl bekannt. Und auch Michael Richter, der Pressesprecher der Polizeiinspektion Dachau kennt den Laufvogel vom Hörensagen: "Es ist schon öfter vorgekommen, dass Leute den Riesenvogel laufen gesehen und darauf hin bei der Polizei angerufen haben, meist im Umkreis von Westerholzhausen." In sitzender Position erinnere der Körper des Vogels an ein U-Boot, aus dem dann der lange Hals mit dem winzigen Kopf "herausgefahren" käme, so hätten Beobachter den gefiederten Gesellen beschrieben.

Das Rätsel, wo denn der Nandu herkommt, lässt sich lösen: Der 1,40 Meter große Laufvogel ist ein "Familienerbstück". Der Besitzer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt der SZ Dachau auf Anfrage, dass sein Nandu sehr wanderlustig sei, die Freiheit liebe und schön oft ausgebüxt sei. Eigentlich habe sich der Vogel noch nie richtig einfangen lassen.

Auf seinen Streifzügen sei der Nandu oft große Wegstrecken gelaufen, habe aber meist wieder von selbst nach Hause gefunden. "Nur ins Gehege wollte er eben partout nie gehen." War der Nandu mal für längere Zeit verschwunden, so musste der Halter den Vogel suchen. Dabei hätten ihm oft Hinweise aus der Bevölkerung geholfen, zum Beispiel wenn der Nandu "als Verkehrshindernis" aufgefallen war.

Der Vogel sei zwar grundsätzlich harmlos und zutraulich, aber es könne schon mal vorkommen, dass er zwicke, um sein Revier zu verteidigen, sagt der Besitzer weiter. Die Wald- und Wiesen-Streifzüge des Tiers seien aber bisher immer glimpflich ausgegangen.

Der Sonntagsausflug nach Glonn dürfte nun erstmal die letzte Tour des wanderlustigen Exoten gewesen sein, der Besitzer hat ihn jetzt in einem etwa 500 Quadratmeter großes Gehege untergebracht, nicht ohne zuvor den Zaun zu verstärken. Dies passe dem freiheitsliebenden Ausreißer aber gar nicht in den Kram: Der Nandu sei jetzt "beleidigt" - und Markt Indersdorf ist um ein Fotomotiv ärmer.

© SZ vom 14.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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